Im Rahmen der nächsten Ausstellung gibt die Künstler:innen-Vereinigung Kunstvorarlberg in der Feldkircher Villa Claudia Einblicke in das aktuelle Schaffen des Künstlerinnen-Duos Yvette Heller und Gabriele Ulmer (Heller.Ulmer), Guntram König sowie Birgit Konzept. Der Titel der Gruppenschau, "Der grüne Faden", ist eher ungewohnt, denn allgemein spricht man ja in der Regel von einem "Roten Faden", etwa wenn etwas Besonderes ständig wiederkehrt und sich etwas durch eine Geschichte oder eine Struktur hindurchzieht.
So wie Rot zählt auch Grün zu den additiven Grundfarben und wird oft mit der Natur, Frische, Wachstum und Harmonie assoziiert. In vielen Kulturen steht Grün auch für Hoffnung, Frieden und Freiheit. Auf Hoffnung und Wunsch nach einer schöneren und besseren Welt nehmen die Objekte aus der Serie der "Volieren" von Heller.Ulmer Bezug. Sie verweisen damit unter anderem auch auf Dostojewskis Roman "Der Idiot", in dem der Protagonist glaubt, die Welt werde durch Schönheit gerettet werden. Bei den in der Ausstellung gezeigten "Volieren", wie etwa den "Gewächshäusern", geht es auch um Widersprüche und Mehrdeutigkeiten. Es handelt sich dabei um 20 mal 20 mal 20 Zentimeter grosse Würfel, die durch dünne Rahmen aus pulverisiertem Eisen umschrieben sind, aber zu allen Seiten hin Offenheit signalisieren. Die in den streng geometrischen Würfel-"Behausungen" eingeschlossenen Materialien wie Filz und Draht oder auch Löwenzahnblätter suggerieren Leichtigkeit und erinnern an organischee Gewäche, die sich von den Begrenzungen nicht einengen lassen wollen und wuchernd nach allen Seiten streben.
Als weitere Werkegruppe zeigen Heller.Ulmer längliche Bildobjekte, bei denen überarbeitete Fotografien von Interieurs auf eine genähte Leinwand aufkaschiert wurden. Auf den seriell angeordneten Momentaufnahmen sind vereinzelt "Winkelträumer" zu entdecken, "Trauernde und Umherirrende, zu denen wir alle gelegentlich werden", wie die Künstlerinnen erläutern. Die Figur des "Winkelträumers Monsieur Pinamonte, der in einer verhältnismäßigen Kluft zwischen Kamin und Truhe wohnt", haben Heller.Ulmer einem Roman des ungarischen Schriftstellers Czesław Miłosz entlehnt. Über den Bildstrukturen bilden gespannte Anglerschnüre einen weitere Ebene. Zwischen den durchsichtigen Silchen sind Textstrukturen lesbar, die wiederum von Träumen und Visionen handeln.
Beim Harder Künstler Guntram König ist der Klimawandel und das Artensterbern der "grüne Faden". In einem der beiden von ihm bespielten Räume hängen Fotografien von Pflanzen, die König aus der Perspektive einer Biene fotografiert hat. Die herangezoomten Blumen und Blütenkelche haben durch die Vergrösserung eine fast malerische und mitunter erotische Wirkung. Die Serie "Bee View" ist im Anschluß eines Besuches der Ausstellung "Planet Love" im Museum der angewandten Künste (MAK) in Wien entstanden. König will damit nicht nur auf die Schönheit und Ästhetik der Natur verweisen, sondern auch auf die natürlichen Prozesse wie etwa die Bestäubung.
Im zweiten Raum lässt König Materialien für sich sprechen. Beispielsweise füllte er Wasser vom Bodenseehochwasser des vergangenen Jahres in Flaschen ab. Oder Schmelzwasser von sich zurückziehenden Gletschern. Eine Bodeninstallation mit eingerahmter Erde soll die Hangrutschung in Hörbranz thematisieren. Eine tote Libelle oder verkohlte, nekrophil aussehende Gegenstände verweisen auf den rücksichtslosen Umgang mit der Natur und aber auch auf die Vergänglichkeit allen Seins. Vor dem Hintergrund katastrophaler und "serieller" Auswirkungen der Klimakrise hinterfragt der Künstler eingeübte Beziehungsformen und verzerrende Wahrnehmungsmuster. Dabei verzichtet er auf das Abbildhafte und lässt das natürliche Material selbst zu Wort kommen.
Die Beziehung zwischen Mensch und Natur steht auch im Fokus der in Nenzing lebenden und arbeitenden Künstlerin Birgit Konzett. Sie nähert sich dem "grünen Faden" über die Malerei und über die textile Kunst an. Eine Installation aus genähten, grünen Stoffbäumen, die von der Decke hängend frei im Raum schweben und sich im Luftzug bewegen, soll sinnbildlich auf die zentrale globale Bedeutung des Waldes verweisen. Die Künstlerin hat die textilen Bahnen im Vorfeld bemalt. Die Installation wird ergänzt durch eine neue Gemäldeserie, bei denen Konzett die Kreisform des Baumquerschnittes aufgreift und daraus ornamentale malerische Ordnungssysteme ableitet. Der Kreis als Gestaltungsmittel wiederholt sich auf den Bildflächen seriell in allen möglichen Schattierungen. Wobei das Spektrum von intensiven Grüntönen bis zu durchlässigen, blassen Farbvariationen reicht. Teils überzieht die Künstlerin die Leinwände mit Kunststofftüchern und verwendet gleichsam Plastik als Bildträger. Die Verbindung von Plastik mit traditionellen Maltechniken erlaube es ihr, komplexe Themen wie Konsum und Vergänglichkeit malerisch zu erforschen, betont Konzett.
Der Grüne Faden
Heller.Ulmer, Guntram König, Birgit Konzett
KunstVorarlberg, Villa Claudia, Feldkirch
16. Mai bis 8. Juni 2025
Eröffnung: 15.5., 19.00 Uhr
Fr 16-18, Sa 15-18, So 10-12 u. 15-18