6. September 2009 - 3:10 / Ausstellung 
21. Juni 2009 13. September 2009

Im Kreis des "Blauen Reiters", der deutschen Avantgardebewegung um Franz Marc und Wassily Kandinsky, ist das Interesse für Frankreich groß: Man reist nach Paris, trifft dort französische Malerkollegen und setzt sich mit aktuellen Tendenzen auseinander. Franz Marc lernte Robert Delaunay 1912 in Paris kennen und war fasziniert von den "Fensterbildern", die er in seinem Atelier bewundern konnte. Delaunay inspirierte auch die Freunde Marcs vom "Blauen Reiter", was auch im gleichnamigen Almanach von 1912 zum Ausdruck kam.

Bei der Suche nach Grundlagen für eine "neue" Kunst erweckte der große Naive Henry Rousseau ebenso tiefe Bewunderung und Faszination. Stand Robert Delaunay im Almanach "Der Blaue Reiter" für die große Abstraktion, so repräsentierte Rousseau die große Realistik. Der Spannungsbogen zwischen diesen beiden Polen ist Thema der Ausstellung, die sich damit auch einer wichtigen Episode des deutsch-französischen Dialogs im 20. Jahrhundert widmet.

Die Ausstellung will diese zwei unterschiedlichen – scheinbar widersprüchlichen - Perspektiven ins Auge fassen, die den "Blauen Reiter" geprägt haben: Die Faszination für die "Große Abstraktion", vertreten durch den französischen Kubisten Robert Delaunay, und die Begeisterung für die "Große Realistik", die im Werk des genialen Naiven Henri Rousseau verehrt wird.

Schlaglichtartig wird die Schau Aspekte einer Kunst beleuchten, die bei aller Modernität auf eine hinter der Zivilisation und der gesellschaftlichen Konvention liegende Ursprünglichkeit zurückgreifen will. In diesem Bestreben werden den Künstlern des "Blauen Reiter" außereuropäische Kunstwerke zum Vorbild, ebenso wie bayerische Volkskunst, Kinderzeichnungen, die französische Avantgarde oder mittelalterliche Madonnen.

Diese Vielfalt schlägt sich im Almanach "Der Blaue Reiter" nieder, der 1912 von Franz Marc und Wassily Kandinsky herausgegeben wird. Sie zeigt sich auch im Künstlerkreis des "Blauen Reiter", den kein stilistischer Gleichklang verbindet. Jeder Künstler geht seinen eigenen Weg in der Überzeugung, dass der "innere Klang" des Werks seine äußere Form bestimmt. Dies führt die Ausstellung an exemplarischen Werkgruppen von Marc, Macke, Kandinsky, Klee, Münter, Jawlensky, Schönberg, Delaunay und Rousseau vor Augen, wobei bedeutende Leihgaben aus deutschen und internationalen Sammlungen den eigenen Bestand ergänzen.

Zur Ausstellung erscheint ein von der Franz Marc Museumsgesellschaft durch Cathrin Klingsöhr-Leroy herausgegebener Katalog mit 10 Kurzessays namhafter Autoren zur Kunst des Blauen Reiters, ihrem gesellschaftlichen und historischen Hintergrund und ihren wichtigsten Bezugspunkten. Der Ausstellungskatalog wird durch ein Begleitheft in deutscher und französischer Sprache ergänzt, das vom Goethe-Institut in Nancy herausgegeben wird. Es stellt Franz Marcs Schriften zum Krieg in den Kontext von Äußerungen französischer und deutscher Intellektueller zum Ersten Weltkrieg.


Der Große Widerspruch
Franz Marc zwischen Delaunay und Rousseau
21. Juni bis 13. September 2009

Franz Marc Museum
Franz-Marc-Park 8-10
D - 82431 Kochel am See

W: http://www.franz-marc-museum.de/

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