Seit nunmehr dreißig Jahren schafft der weltberühmte Fotokünstler Hiroshi Sugimoto (geboren 1948) überaus faszinierende, rätselhafte Bilder. Sie lösen die Fotografie aus der Realitätsverpflichtung und fügen sie in eine künstlerische Reflexion über Zeit, Vergänglichkeit und Erinnerung ein. Zu sehen sind seine Arbeiten nun vom 8. März bis 15. Juni 08 im Salzburger MdM Mönchsberg.
"Mein Anliegen ist es", so der Künstler 2002, "mit den Mitteln der Fotografie eine uralte Stufe der menschlichen Erinnerung sichtbar zu machen. Ob individuelle oder kulturelle Erinnerung oder die kollektive Erinnerung der Menschheit insgesamt: Es geht darum, in die Vergangenheit zurückzugehen und sich zu erinnern, woher wir kommen und wie wir entstanden sind." Sugimoto gibt formal äußerst reduzierte Denk-Bilder, in denen er dem Wesen der Fotografie sowie grundlegenden Phänomenen der menschlichen Erfahrung nachforscht.
Das Werk des japanischen Künstlers, der seit 1970 in den USA lebt, ist seriell aufgebaut. In jeder einzelnen Fotografie ist jedoch der gedankliche Raum der jeweiligen Serie enthalten. Marcel Duchamps Ansatz und die amerikanische Minimal und Concept Art sind ebenso prägend für seine Kunst wie die Kultur des alten Japan und die fernöstliche Ästhetik. Sugimoto arbeitet mit einer alten Großbildkamera des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Er überschreitet in seinen jüngeren Werken jedoch zunehmend die medialen Grenzen der Fotografie, um mit Skulpturen und Architektur den Raum zu erschließen.
Sugimotos Bilder zeichnen sich durch vollkommene Ruhe und Schönheit, durch größte Präzision und auratische Wirkung aus. Sie fordern einen konzentrierten Betrachter, der in einem langsamen Rhythmus zwischen der Nahsicht der Bilder mit ihren vielen Detailinformationen und dem Gesamtarrangement der Werke im Raum wechselt. Sugimoto bewertet Fotografie als Medium der Reflexion und der Kontemplation.
Die Ausstellung im MdM Mönchsberg, dem zweiten Ort im Rahmen einer gemeinsam erarbeiteten Tournee mit drei weiteren Stationen, ist die bisher größte Retrospektive des Künstlers im deutschsprachigen Raum. Sie präsentiert sich dem Besucher auf insgesamt über 1.000 m² in der gesamten vierten und einem Teil der dritten Ebene, welche die Werkgruppen Sugimotos in einem Parcours präsentieren: Photogenetic Drawings, Lightning Fields, Portraits, Conceptual Forms und Sculptures auf Ebene 3, Seascapes, Theaters und Drive-in Theaters, Pine Trees, Colors of Shadow, Dioramas und Architectures auf Ebene 4.
In Zusammenarbeit mit K20, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, SMB Nationalgalerie Berlin und Kunstmuseum Luzern wurde ein umfangreicher Katalog im Hatje Cantz Verlag produziert (mit 384 Seiten, rund 200 Abbildungen um Euro 49,80).
Hiroshi Sugimoto
8. März bis 15. Juni 08