Dem Licht entgegen

Auf den Tag genau 100 Jahre nach der historischen Großausstellung präsentiert die Übersichtsschau mit Werken u.a. von Bernhard Hoetger, Albin Müller, Arnold Mendelssohn und Elizabeth Duncan die ganze Bandbreite des kreativen Schaffens der Künstlerkolonie Darmstadt kurz vor dem Ersten Weltkrieg, welche das Bild des Gesamtkunstwerks Mathildenhöhe bis heute prägt.

Die Jubiläumsschau zur Künstlerkolonie-Ausstellung von 1914 auf der Mathildenhöhe Darmstadt – der letzten historischen Großausstellung nach 1901, 1904 und 1908 – präsentiert mit Werken von Albin Müller, Bernhard Hoetger, Elizabeth Duncan, Friedrich Wilhelm Kleukens, Emanuel Josef Margold, Arnold Mendelssohn und Heinrich Jobst das ganze Spektrum kreativen Schaffens von der Architektur und Malerei über Skulptur und Angewandte Kunst bis hin zu Musik und Tanz. Historische Dokumente und Kunstwerke beleuchten den Stellenwert dieser Leistungsschau vor dem großen Krieg.

Als krönender Abschluss der wegweisenden Kultur- und Wirtschaftsförderung des hessischen Großherzogs Ernst Ludwig im Zeichen der Lebensreform wurde die letzte Ausstellung der Künstlerkolonie Darmstadt vor 100 Jahren – am 16. Mai 1914 – eröffnet. Kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs war auf der Mathildenhöhe Darmstadt im Sommer 1914 ein harmonisches Zusammenspiel von Architektur, Baukunst, Malerei, Skulptur, Angewandter Kunst, Gebrauchsgrafik, Textilkunst, Musik und Tanz zu sehen, zu hören und zu erleben.

Erst diese Ausstellung der Künstlerkolonie Darmstadt hat das heute noch erlebbare Gesamtbild der Mathildenhöhe als Ort der Architektur, der angewandten und freien Künste abgerundet. Viele der heute ikonischen Elemente wie Bernhard Hoetgers "Platanenhain", Friedrich Wilhelm Kleukens’ Mosaik "Kuss", seine Sonnenuhr und der Portalschmuck des Hochzeitsturms, sowie Albin Müllers Lilienbecken, Mosaiknische und der "Schwanentempel" entstanden für die letzte Präsentation der Künstlerkolonie Darmstadt.

Einige Zeugnisse der Ausstellung von 1914 sind heute jenseits der Mathildenhöhe zu finden. So befindet sich seit 1926 das imposante Ausstellungsportal, "Löwentor" genannt, vor der Rosenhöhe: Die sechs Löwen von Hoetger stehen auf hohen Backsteinpfeilern der 1920er Jahre, während die Originalsäulen von Albin Müller mit einem Betonarchitrav aus den 1930er Jahren den Eingang zum Hochschulstadion im Süden der Stadt bilden.

Neben diesen bekannten Werken werden weitere, heute nicht mehr existierende Bauensembles der historischen Ausstellung präsentiert. So wurde östlich des Ausstellungsgebäudes Mathildenhöhe von Albin Müller eine dreigeschossige Mietshäusergruppe errichtet, die aus acht Gebäuden mit insgesamt 37 Wohnungen und acht Ateliers bestand und in denen ebenso moderne wie kostengünstige Inneneinrichtungen zu bewundern waren.

Nach den Künstlervillen der ersten Künstlerkolonie-Ausstellung von 1901 und den Arbeiterhäusern der Hessischen Landesausstellung 1908 zeigte Albin Müllers Miethäusergruppe samt Innendekoration 1914 eine sachlichere Gestaltung, die in Einklang mit den wichtigsten Tendenzen des Neuen Bauens stand und sich an aktuellen Wohnraumbedürfnissen orientierte. Sie umfasste zugleich städtebaulich die Stadtkrone mit ihren Baukörpern, wurde jedoch bis auf einen Ateliertrakt im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Um den Geist der Künstlerkolonieausstellung von 1914 lebendig werden zu lassen, präsentiert das Museum Künstlerkolonie sowohl Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Schmuck und Fotografien aus der Städtischen Kunstsammlung Darmstadt als auch wertvolle Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen. Sie zeugen vom ungebrochenen Optimismus der Moderne, der in der Künstlerkolonie Darmstadt bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs herrschte und der noch heute auf der Mathildenhöhe Darmstadt spürbar ist.


Dem Licht entgegen
Die Künstlerkolonie-Ausstellung 1914
17. Mai bis 14. September 2014