Das Horst-Janssen-Museum in Oldenburg zeigt Lithographien des Künstlers und Regisseurs David Lynch, der im Alter von 78 Jahren gestorben ist. Die Ausstellung mit dem Titel "My House is on Fire" zeigt eine Gegenüberstellung von Werken David Lynchs und Horst Janssens.
David Lynch ist den meisten Menschen als international renommierter Regisseur und Avantgardist der Filmkunst bekannt, als Schöpfer von Filmen wie "Mullholland Drive" (2001), "Blue Velvet" (1986) oder "Eraserhead" (1977). Weniger bekannt ist, dass Lynch auch bildender Künstler ist und seine Filme aus der Perspektive seiner Malerei entwickelt. Sein Werk umfasst Gemälde, Zeichnungen, Drucke und sogar musikalische Projekte. Obwohl der Amerikaner Lynch die Werke des Norddeutschen Janssen (1929-1995) nicht kannte und von Janssen nicht überliefert ist, ob er jemals Lynchs Filme gesehen hat, gibt es in ihrem Werk vielfältige und verblüffende Ähnlichkeiten. Beide bedienen sich einer Bildsprache des "Uncanny" und richten ihren Blick auf vermeintlich Vertrautes, das im Zwielicht fremd und mehrdeutig wird.
Lynch, der in Philadelphia ein Studium der freien Kunst begann, entdeckte vor einigen Jahren in der ehemaligen Druckerei Mourlot in Paris die "Magie der Steine", wie er es nannte, und schuf dort mehr als hundert beeindruckende Steindrucke. Direkt auf dem Stein arbeitend, mit Pinsel und Rakel, aber auch mit bloßen Fingern, entstehen eigenwillige, manchmal verstörende Köpfe, Figuren und Motive. Es lassen sich aufschlussreiche Analogien zu seinen Filmen, vor allem aber zu seinen Kurzfilmen ziehen. Immer wieder sind es zwischenmenschliche Begegnungen, die in ihrer Ambivalenz irritieren, abgetrennte Körperteile, brennende Häuser, krabbelnde Insekten und auch Bühnenszenen, die seine Arbeiten auf Papier prägen.
In der Ausstellung werden 36 Lithografien sowie Filmstills und Kurzfilme von David Lynch ausgewählten Radierungen, Zeichnungen und Fotografien von Horst Janssen aus den 1960er bis 1980er Jahren gegenübergestellt.
Beide Künstler zeigen in ihren Werken, dass die Oberflächen einer scheinbar heilen Welt einem genaueren Blick nicht standhalten und Verdrängtes, Düsteres und Mehrdeutiges zum Vorschein kommt. Technisch gehen Janssen und Lynch jedoch unterschiedlich vor: Während Janssen gewohnt linear und präzise meist auf einer Kupferplatte arbeitet, agiert Lynch mit großer Geste mit tiefschwarzer Farbe und Lösungsmittel auf der glatt geschliffenen Oberfläche eines Lithografiesteins. Dabei schafft er prekäre, unwirkliche Lichtsituationen, die immaterielle Schemen, fein definierte Oberflächen, unklare Körper und Formen offenbaren.
My House is on Fire. David Lynch | Horst Janssen
bis 16. Februar 2025