David Berweger im Aargauer Kunsthaus

Mit David Berweger (*1982) führt das Aargauer Kunsthaus die diesjährige Ausstellungsreihe für junge Kunst weiter. Der in Basel lebende Künstler zeigt in Aarau eine Gruppe von Wand- und Bodenarbeiten, die er eigens für die Ausstellung in Aarau entwickelt hat. Mit viel Gespür fürs Material und handwerklich versiert schafft er aus einfachen, zuweilen flüchtigen Stoffen Werke, deren ungewöhnliche Beschaffenheit irritiert und zu eingehender Betrachtung herausfordert.

Für sein künstlerisches Schaffen schöpft David Berweger aus dem kreativen Spiel zwischen dem realen und dem illusionistischen Raum. Seine Werke kreisen um Fragen nach der Wahrnehmung von Oberflächen und sind Ausdruck einer konstanten Suche nach der Räumlichkeit in der Fläche. Fasziniert von den illusionistischen Darstellungsformen der Renaissance, erprobt der Künstler in immer neuen Versuchsanordnungen Tiefenwirkung und Plastizität in der zweiten Dimension. Sein Atelier gleicht einem wissenschaftlichen Labor, in welchem er Materialien wie Asche, Holz, Gips oder Papier auf ihre wesentlichen Eigenschaften hin überprüft, um sich ihr vielfältiges Potenzial im künstlerischen Prozess zunutze zu machen.

Bezeichnend für David Berweger ist der Umgang mit einem geometrischen Formenvokabular, dessen Exaktheit und Strenge durch bewusste Eingriffe wiederholt aufgebrochen wird. Beispielsweise experimentiert er mit Farbpigmenten auf Bodenflächen, wobei anfänglich geometrische Formen unter Einwirkung von Wasser teilweise verwischen und sich auflösen. In der Arbeit "hommage to the snowball" (2012) überführt er das flüchtige Ausgangsmaterial auf eindrückliche Weise in eine vorübergehend feste Form: Ein aus 1600 Litern Asche komprimierter Quader mutet zunächst wie eine Wand aus Beton an, bevor er unter dem Eigengewicht in sich zusammenfällt.

In der Verschränkung von festgefügten, klar konturierten Formen und ihrer Veränderung hin zu instabilen, amorphen Gebilden überlagern sich zwei Gegensätze, die an künstlerische Vorbilder erinnern: einerseits an die Minimal Art mit ihrer klaren, nüchternen Formensprache und andererseits an die Arte Povera mit ihren einfachen, oft vergänglichen Materialien.

Im Rahmen der Ausstellungsreihe CARAVAN zeigt David Berweger eine neue Gruppe von Arbeiten, die er eigens für Aarau konzipiert hat. Motivisch orientiert er sich an Alltagsgegenständen, entzieht ihnen aber die vertraute Erscheinungsform und Eindeutigkeit durch die Wahl ungewohnter Materialien und künstlerischer Verfremdungsprozesse. In Anlehnung an seine jüngst entstandenen Papierarbeiten entpuppt sich ein grosser Holzrahmen bei näherer Betrachtung als gefaltetes Stück Papier, das sich zusehends verbiegt und an eigenwilliger Plastizität gewinnt. In diesem Prozess wird der Rahmen von seiner ursprünglichen Bestimmung zum Schutz eines Kunstwerks gelöst und selbst zum Kunstobjekt.

Dieser reflektierte Umgang mit den Eigenschaften des jeweiligen Materials ist charakteristisch für Berwegers Schaffen: Damit evoziert er bei den Betrachtern bestimmte Vorstellungen, um sie im nächsten Moment mit ironischem Augenzwinkern zu unterwandern. So täuschen auch die Teppichbahnen auf dem Boden des Ausstellungsraums unseren Blick, zumal sie nicht aus textilem Gewebe, sondern aus präzis gestreuten Farbpigmenten bestehen. Wie viele Arbeiten des Künstlers tragen sie das Potential der Veränderung in sich, sind keine festgefügten Werke, sondern Gesten, die sich in Raum und Zeit entfalten.

David Berweger, 1982 in Rheinau/ZH geboren, lebt und arbeitet in Basel. Von 1999 bis 2003 studierte er an der Punkt G Gestaltungsschule in Zürich, wo er im Fachbereich Illustration abschloss. 2010 initiierte er im Künstlerkollektiv das Kunstprojekt Birswanger Contemporary in Schaffhausen.

David Berweger
7. September bis 17. November 2013