Das Reich ohne Mitte

Staatliche Gemeinwesen schaffen sich bildhafte Beständigkeit: Herrscherbildnisse, Siegeszeichen, Allegorien und Tempel. Besonders an öffentlichen Orten sind Statuen Sinnbild politischer Selbstbehauptung. Sie markieren Plätze, urbane Prägepunkte und politische Herrschaftsordnung. Einmal aufgestellt dienen sie der zeitlosen Demonstration mit dem Nachdruck unumstößlicher Geltung. Wie aber steht es mit der Darstellung der Macht heute? Sind Standbilder demokratisch vertretbar? Wie verhalten sich Staatsbilder im heutigen Europa?

Die Ausstellung vermittelt einen Streifzug durch die Geschichte staatlicher Monumente seit der Aufstellung der "Germania" in Rüdesheim im Jahr 1877. Ein historischer und dokumentarischer Teil, der mit der Darstellung von Thomas Hobbes" "Leviathan" beginnt, steht zwei eindrucksvollen Beiträgen aus der Gegenwart gegenüber.

Der zweite Teil der Ausstellung ist gegenwärtigen Positionen vorbehalten. Mit Thomas Schütte und Danh Vo werden international renommierte Künstler vorgestellt. Thomas Schüttes "Vater Staat" von 2011 ist ein zeitgenössisches Gegenstück zur "Germania". Die fast 4 m hohe Figur zeigt einen grimmigen Mann in einen schweren Mantel gehüllt. Er gibt sich als knorriger Weise mit unbestechlicher Autorität. Der in Vietnam geborene Danh Vo stellt Fragmente der amerikanischen Freiheitsstatue in Originalgröße aus. In Kupferblech getriebene Einzelteile werden auf Paletten präsentiert, als Zeichen für die Befragung des Staates im Zeitalter von Emigration, Heimatverlust und Globalisierung.

Das Reich ohne Mitte
5. Juli bis 6. Oktober 2013