Das pralle Leben

Grell geschminkte Bühnenstars, zarte Schönheiten in den Teehäusern oder erhabene Landschaften entlang der großen Handelsstraßen: Die Holzschnitte des Ukiyoe zeigen ein faszinierendes Spiegelbild des Lebens im Japan des 17. bis 19. Jahrhunderts. Die im Auftrag umtriebiger Verleger von Zeichnern entworfen und arbeitsteilig von unterschiedlichen Spezialisten in einem aufwendigen Verfahren in Serie produzierten Drucke erfreuten sich in breiten Schichten des bürgerlich geprägten Japan der Edo-Zeit (1603-1868) großer Beliebtheit.

Mit den seltenen frühen Ukiyoe-Drucken der Sammlung Johann Georg Geyger und den jüngst für das Museum gesicherten 180 Meisterwerken der Sammlung Otto Riese besitzt das Museum Angewandte Kunst heute äußerst kostbare Sammlungen dieser großen japanischen Kunst in Europa. Aus konservatorischen Gründen werden die Blätter im Turnus von drei Monaten wechselnd im Original präsentiert. Nach intensiven Bemühungen ist es der Stiftungsgesellschaft in enger Abstimmung mit dem Kulturamt der Stadt Frankfurt und der Leitung des Museums gelungen, die dem Museum zunächst leihweise überlassenen ukiyoe-Holzschnitte dauerhaft an das Haus zu binden. Damit hat sich das Frankfurter Museum eine der letzten großen Sammlungen dieser Art gesichert, die noch auf dem Kunstmarkt verfügbar waren. Zusammen mit der vor einigen Jahren für das Frankfurter Haus erworbenen Sammlung Geyger, die für die Anfänge des japanischen ukiyoe-Holzschnitts internationalen Ruf genießt, verfügt Frankfurt damit auch über eine der besten Sammlungen für die klassische Periode des ukiyoe.

Die Kunst des japanischen Farbholzschnitts, die schon seit mehr als einem Jahrhundert europäische Künstler und in der Folge auch zahlreiche Sammler fasziniert, liefert in leuchtenden Farben und kühnen Kompositionen ein Spiegelbild der bürgerlichen Kultur der Edo-Zeit (1603 – 1868). Der Betrachter tritt ein in die Welt der Theater und Freudenhäuser, wird Zeuge des Lebens auf den Straßen der Städte und entlang der großen Handelsstraßen, was ihn auch mit Bildern der berühmten Landschaften Japans konfrontiert. Die Sammlung umfasst 180 Blätter, die auf höchstem Niveau alle wichtigen Genres des ukiyoe vorstellen: die schönen Frauen bei Utamaro, Sharakus überaus gesuchten Schauspielerporträts ebenso wie Hokusais und Hiroshiges Landschaften. Aber auch die Anfangsphase dieser Kunst, die fast ausschließlich die Welt des Theaters und der nächtlichen Vergnügungen zum Thema hatte, ist mit qualitätvollen Werken vertreten.

Damit bieten sich faszinierende Anknüpfungspunkte an die rund 60 exquisiten Blätter der Sammlung Johann Georg Geyger, die das Museum im Jahr 2002 erwerben konnte. Dies konnte in einer großen, von einem umfassenden Katalog begleiteten Ausstellung beider Sammlungen im Frühjahr 2009 eindrucksvoll belegt werden.

180 Meisterwerke des japanischen ukiyoe-Holzschnitts
27. April bis 28. Oktober 2013