Das perfide soziale Konstrukt der Hexe aus Sicht der Kunst

Anhand einer Gruppenausstellung untersucht das Taxis Palais Kunsthalle Tirol derzeit das soziale Konstrukt der „Hexe“ und ob die Ideologie einer vergangenen Vernichtungs- und Verfolgungsmatrix auch in die Gegenwart nachhallt. Die Arbeiten von fünf künstlerischen Positionen zeigen "verdrängte Geschichten und Seinsweisen" auf und fragen nach unserer heutigen Haltung in Bezug auf die Auslöschung von Hexen.

Mit teils eigens für die von Nina Tabassomi kuratierten Ausstellung "Hexen" entwickelten Arbeiten gehen die partizipierenden KünstlerInnen in Installation, Video, Skulptur, Performance, Fotografie, öffentlicher Intervention und Film der Frage nach, welche gesellschaftlichen Strukturen der Hexenjagd einst zugrunde lagen und wie diese bis heute nachwirken.

Mit entsprechenden Resonanzen setzen sich beispielsweise Angela Anderson und Ana Hoffner ex-Prvulovic* mit einer Videoinstallation auseinander, für die die geschichtliche Vernichtungsfibel "Hexenhammer" den Ausgangspunkt bildet. Sie arbeiten die Ursprünge der historischen Hexenverfolgung und unserem Heute heraus und verweisen gleichzeitig auf die Anklänge einer Aneignung und Umkehrung der Figur der Hexe.

In zwei Installationen von Neda Saeedi werden die beiden Zeremonienmeister der Hexenverfolgung vorgestellt: Die Kirche und das Heilsversprechen des Monotheismus weisen in ihrer für "Hexen" entstandenen Neuproduktion geradewegs ins Nichts. In ihrer anderen Arbeit erscheint der Kapitalismus als Architekt eines Labyrinths, das Tiere, die Umwelt und den Menschen in eine Sackgasse führt.

Und während Pauline Curnier Jardin via Video pointiert die an den weiblichen Körper gebundene "Reproduktionsprogrammatik" analysiert, versucht Joachim Koester der Frage nachzugehen, ob man Erkenntnis durch Formen des Erahnens und Spürens erlangen kann, anstatt durch Kategorisierungen und Rationalisierungen.

Auch in den Performances, Fotografien und Skulpturen von Esther Strauß geht es um das Verlassen von ausgetretenen Pfaden des Wissens und der Gemeinschaft. Sie schlägt unkonventionelle Formen des Erinnerns und der Verbindung mit den Ahnen vor.

Die künstlerischen Arbeiten in der Ausstellung tragen alle dazu bei, verdrängte Geschichten und Seinsweisen aufzudecken, und laden dazu ein, zu fragen, ob es Wege gibt, sich die Figur der Hexe anzueignen und sie gegen die Matrix der brutalen Geschichte ihrer Auslöschung in Stellung zu bringen.

Hexen
Taxis Palais Kunsthalle Tirol, Innsbruck
Bis 3.10.2021