Das Legat Cornelius Gurlitt am Kunstmuseum Bern

Mit der Ausstellung "Gurlitt. Eine Bilanz" gibt das Kunstmuseum Bern zum ersten Mal Einblick in die vielfältigen Dimensionen der Forschung zur Geschichte des Legats Gurlitt sowie dem Umgang mit den Ergebnissen der Provenienzforschung.

Mit und nach der Annahme des Erbes von Cornelius Gurlitt (1932–2014) durch das Kunstmuseum Bern im November 2014 ist viel passiert: 2017 wurde am Kunstmuseum Bern die schweizweit erste Abteilung für Provenienzforschung gegründet. Werke aus dem Bestand wurden 2017 und 2018 in mehreren Ausstellungen gezeigt und neun Werke restituiert. Seit Dezember 2021 ist der Gesamtbestand des Erbes Gurlitt erstmals vollständig in einer Datenbank öffentlich zugänglich. Das Legat Gurlitt wurde umfassend dokumentiert und erforscht und die wichtigsten Bewertungen und Entscheidungen ausführlich begründet. Schliesslich wurde im Umgang mit Werken lückenhafter Provenienz eine neue, für die NS-Opfer fairere Lösung entwickelt und in einem ersten Fall mit der freiwilligen Übergabe von zwei Werken umgesetzt.

Die Ausstellung zeigt die Kunstwerke des Legats Gurlitt aus verschiedenen Perspektiven. Die Exponate erscheinen in ihrer materiellen Gestalt mit den Spuren ihrer Geschichte, als Objekte des Raubs und des Handels aber auch in ihren ästhetischen Qualitäten als Objekte des Sammelns. Ganze Objektgruppen werden in historischen Zusammenhängen präsentiert. Unterschiedliche Blicke auf die Werke des Legats Gurlitts ermöglichen es, die ethischen und rechtspolitischen Fragen, die sich aus der Geschichte des nationalsozialistischen Kunstraubs für die Gegenwart ergeben, nachzuvollziehen.

Persönliche Dokumente aus dem schriftlichen Nachlass Gurlitt und Zeugnisse der zerstörerischen Kunstpolitik des Nationalsozialismus vervollständigen die Geschichte des Bestandes. Hildebrand Gurlitt (1895–1956) wird damit in seinen unterschiedlichen Rollen erfahrbar: als Museumsdirektor, Kunsthändler und Ausstellungsmacher; als Sohn und Vater, dessen Leben mit dem deutschen Kaiserreich, der Weimarer Republik, dem Nationalsozialismus und der frühen Bundesrepublik Deutschland verbunden ist.

Die Ausstellung präsentiert rund 350 Exponate, bestehend aus Kunstwerken des Legats Cornelius Gurlitt sowie Reproduktionen von zahlreichen historischen Dokumenten aus dem schriftlichen Nachlass Cornelius Gurlitt im deutschen Bundesarchiv und anderen Archiven in Deutschland, Frankreich und der Schweiz.

Gurlitt. Eine Bilanz
16. September 2022 bis 15. Jänner 2023