Gottfried Honegger, international einer der wichtigsten konkreten Künstler seiner Generation, Freigeist, Querdenker und Mitbegründer der Stiftung für konstruktive und konkrete Kunst, feiert in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag. Anlässlich dieses Jubiläums widmet ihm das Haus Konstruktiv eine umfangreiche Retrospektive seines weit reichenden Œuvres.
Es ist das erste Mal, dass Honegger in einem Schweizer Museum so ausführlich gezeigt wird und im Haus Konstruktiv über drei Stockwerke hinweg seinen künstlerischen Kosmos seit Ende der 1930er Jahre bis heute entfalten kann. Dank ausgesuchter Leihgaben aus Privatsammlungen wird das Publikum einen hervorragenden Einblick in das komplexe, spannungsreiche Werk des Künstlers erhalten und seinen Weg von den frühen neoimpressionistischen Bildern bis hin zu seinen geometrisch reduzierten Kompositionen nachvollziehen können.
Zahlreiche erörternde Wandtexte werden Honeggers Ideen zu Malerei und Skulptur sowie den kunsthistorischen Kontext seiner Arbeit beleuchten. Dazu gehören auch seine Begegnungen und Freundschaften mit Richard Paul Lohse, Max Bill und Camille Graeser in der Schweiz sowie mit Mark Rothko, Barnett Newman und Clifford Still in den USA. Sie alle waren zweifellos prägend für die Entwicklung Honeggers, der sich jedoch stets seine ganz eigene, suchende Neugierde bewahrt hat.
1917 in Zürich geboren, war Honegger zunächst als erfolgreicher Werbegrafiker in Zürich, New York und Paris tätig, bevor er Ende der 1950er Jahre beschloss, sich ganz seiner freien Kunst zu widmen. Seither konnte er weltweit in namhaften Institutionen ausstellen; seine Werke sind in wichtigen Sammlungen vertreten. Doch Honeggers Interesse für die angewandte Kunst ist geblieben, und so hat er immer die Haltung vertreten, dass Kunst, Leben und Alltag unmittelbar miteinander verbunden sein sollten, und dass ein Stuhl den gleichen Stellenwert einnehmen kann wie ein Bild an der Wand oder eine Skulptur im Raum.
Dieser Gestaltungsansatz, der die Grenzen und die Hierarchien zwischen Leben, Kunst und Alltag aufhebt, hat bis heute nichts von seiner Radikalität und Vitalität verloren. Die Frische, mit der Gottfried Honegger zu Werke geht, mit der er seine politischen Ideale von Verantwortung, Gleichheit und Solidarität in seine Arbeiten einfliessen lässt, zieht sich wie ein roter Faden durch sein künstlerisches Œuvre und macht den besonderen Reiz dieser Retrospektive aus.
Gottfried Honegger – Werke der 1930er Jahre bis heute
24. August bis 28. Oktober 2007
Eröffnung: 23. August, 19 Uhr