... das Land der Griechen mit der Seele suchend

"spot on" ist der Titel einer im Jahr 2008 erfolgreich gestarteten Ausstellungsreihe im Museum Kunstpalast bei der im halbjährlichen Rhythmus in unterschiedlich inszenierten Projekträumen Werke oder auch Werkgruppen gezeigt werden, die es neu oder wieder zu entdecken gilt: zum Beispiel Neuerwerbungen für die Sammlung, neue Forschungsergebnisse oder auch Restaurierungserfolge.

Vorgestellt werden im Rahmen von "spot on" aber auch "Wiederaufführungen" von wichtigen historischen Ausstellungsereignissen, Video-Filmvorführungen und Performances sowie besondere Werkgruppen aus dem eigenen Sammlungsbestand, ebenso konzentrierte Ausstellungen von in Düsseldorf lebenden oder mit Düsseldorf in einer besonderen Beziehung stehenden Künstlerinnen und Künstlern.

In der Schau "... das Land der Griechen mit der Seele suchend: Feuerbachs Iphigenien" vereint Anselm Feuerbachs (1829-1880) drei Fassungen der "Iphigenie", dank der Leihgaben aus der Staatsgalerie Stuttgart und dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt. Düsseldorf bildet somit nach Stuttgart (2009) und vor Darmstadt (2013) die zweite Station dieser außergewöhnlichen Begegnung.

Das Thema der vor dem Opfertod geretteten, aber von diesem Zeitpunkt an in die Fremde verbannten Königstochter beschäftigte Feuerbach mehrere Jahre. Inspiriert durch Iphigenies Worte "Und am Ufer steh" ich lange Tage, das Land der Griechen mit der Seele suchend", aus Goethes Schauspiel "Iphigenie auf Tauris", fertigte der Künstler auf der Suche nach der idealen Darstellung 1862, 1871 und 1875 drei unterschiedliche Fassungen des Motivs an. Als erster Künstler konzentrierte er sich dabei auf die monumentale Einzelfigur der Iphigenie, die den Blick über das Meer in die Ferne gerichtet hat und schuf auf diese Weise eine Allegorie der Sehnsucht.

Die drei Gemälde zählen zu seinen Hauptwerken. Sie zeigen in ihrer plastischen Körperlichkeit und der sich von Werk zu Werk reduzierteren Farbigkeit Feuerbachs Entwicklung in seiner römischen Zeit, als er unter dem Einfluss der antiken Skulpturen und der Malerei Michelangelos zu seiner neuen Figurenauffassung gelangte.

Neben den kunsthistorischen Eindrücken waren vor allem die beiden römischen Modelle, Anna Risi und Lucia Brunacci wichtige Inspirationsquellen für Feuerbachs Iphigenien. In eigens für sie geschneiderten Gewändern ließ er sie stundenlang posieren, um die perfekte Haltung zu finden. Sein Ziel war es, das klassische Ideal durch die Arbeit mit dem Modell mit Leben zu füllen.

Während bei der ersten Fassung (Darmstadt) der Eindruck melancholischer Versunkenheit überwiegt, drückt die Stuttgarter Iphigenie das Sehnen nach der fernen Heimat mit dem gesamten Körper aus. Mit der stehenden Iphigenie des Düsseldorfer Gemäldes von 1875 kommt Feuerbach schließlich der Textvorlage Goethes am nächsten.

Neben den drei großen Fassung ist in der Ausstellung eine intime Kopfstudie Lucias Brunaccis aus dem Museum Oskar Reinhart am Stadtgarten in Winterthur zu sehen, die in Vorbereitung der Stuttgarter Iphigenie entstand. In einer begleitenden Publikation wird Feuerbachs künstlerische Prägung und seine Vorbilder sowie die Entstehung der Werke anhand von Skizzen und Studien näher beleuchtet.

"... das Land der Griechen mit der Seele suchend"
19. April bis 12. August 2012