Das Grab der Lygeia

27. Dezember 2018 Walter Gasperi
Bildteil

Auch der letzte, 1964 in England gedrehte Film aus Roger Cormans Zyklus von Edgar Alan Poe-Verfilmungen bietet stimmungsvollen Horror, bei dem eine Tote ins Leben ihres Ehemanns einzugreifen scheint. Bei Koch Media ist diese Genre-Perle in einem Mediabook auf DVD und Blue-ray erschienen.

Wie allen Edgar Allan Poe-Verfilmungen von Roger Corman sind auch dieser von Anfang an Tod und Untergang eingeschrieben. Vom ersten Bild an verbreitet "Das Grab der Lygeia" eine morbide Stimmung, wenn nicht nur eine Frau begraben wird, sondern das Begräbnis auch noch vor dem Hintergrund einer halbverfallenen Abtei stattfindet. Heftig befehden sich der Witwer Lord Verden Fell (Vincent Price) und ein Priester, weil die verstorbene Lygeia angeblich verbotenerweise in geweihter Erde begraben wird.

Das Auftauchen einer schwarzen Katze beendet aber den Disput sowie die Szene abrupt. Immer wieder wird diese Katze in der Folge auftauchen und die Leute verunsichern und beunruhigen. Vom Begräbnis wechselt der Film aber nach dem Vorspann zu einer Treibjagd, bei der die junge Rowena (Elizabeth Shepherd) die Abtei entdeckt. Beim Grab der Verstorbenen sorgt wiederum die schwarze Katze dafür, dass ihr Pferd scheut und sie stürzt, doch der überraschend auftauchende Lord kümmert sich um sie.

Rasch fühlt sie sich zu ihm hingezogen und bald folgt die Hochzeit. Die Abtei soll verkauft werden, doch bis dahin will das Paar noch in dem alten und halbverfallenen Gemäuer wohnen. Rowena stößt dabei aber nicht nur immer wieder auf die schwarze Katze, die sie auch in den Glockenturm lockt, sondern glaubt auch zunehmend, dass Lygeia noch lebt, während ihr Mann nachts immer unauffindbar ist.

Im Gegensatz zu den anderen Poe-Verfilmungen, die reine Studio-Produktionen waren, gibt es hier auch zahlreiche Außenaufnahmen in der Norfolk Abbey in East Anglia, eine Szene wurde auch in Stonehenge gedreht. Auf den sonst bei Gothic Horror obligaten Bodennebel wird hier folglich verzichtet, ein mächtiges Gewitter auf der Tonebene, wenn sich die Ereignisse zuspitzen, darf aber nicht fehlen.

Die für Cormans Poe-Filme typische morbide Atmosphäre stellt sich dabei vor allem in den Innenszenen ein. Mit gewohnt starker Farbdramaturgie, bei der beispielsweise leuchtendes Rot von Schwarz kontrastiert wird, den dunklen Innenräumen mit zahlreichen altägyptischen Statuen, die der Lord aus dem Land am Nil nach England gebracht haben soll, Aufnahmen durch schmiedeeiserne Gitter, die die Protagonisten quasi einsperren, und gekippten Perspektiven wird die zunehmende Verunsicherung, das Balancieren zwischen Wahn und Wirklichkeit, aber auch im Grenzbereich zwischen Leben und Tod eindrücklich evoziert.

Diese Vermischung von Leben und Tod wird freilich auch dadurch vermittelt, dass die verstorbene Lygeia ebenso wie Rowena von Elizabeth Shepherd gespielt. Zunehmend in den Wahnsinn treibt der Besitzanspruch der Toten dabei den Lord. Auch der Arzt Franz Anton Mesmer wird ins Spiel gebracht, wenn der Lord Rowena hypnotisiert und sie dabei mit Lygeias Stimme zu sprechen beginnt.

Aber auch als klassischen Fall von Nekrophilie – im Stile von Hitchcocks "Vertigo" – kann man "Das Grab der Lygeia" lesen, ist es im Kern doch ein Film über einen Mann, der über den Verlust seiner Frau nicht hinwegkommt und in der neuen Bekanntschaft und Frau die wiedergeborene – oder nie gestorbene – erste Frau sieht.

Vorhersehbar ist dabei freilich, dass es Erlösung für den von Vincent Prive gespielten Protagonisten nur im gemeinsamen Tod mit der schwarzen Katze geben kann. Wie in einem reinigenden Fegefeuer verbrennt – wie so oft bei Cormans Poe-Filmen – im Finale mit der Abtei, die freilich für das karge Steingemäuer überraschend gut brennt, und ihrem Besitzer auch der böse Fluch.

An Sprachversionen bietet das bei Koch Media erschienene Mediabook mit DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras umfassen neben englischem Trailer und Bildergalerie einen nur englischen, aber gut verständlichen Audiokommentar von Corman sowie seiner Hauptdarstellerin Elizabeth Shepherd. Dazu kommen Interviews mit dem Produktionsassistenten und dem Kameraassistenten sowie dem Komponisten Kenneth V. Jones und das gewohnte Booklet.

Trailer zu "Das Grab der Lygeia"