Das gespiegelte Ich

27. Februar 2008
12.12.2007 bis  02.03.2008
Bildteil

Die einen halten es für eine pubertäre Angelegenheit oder für eine literarisch minderwertige Form. Andere nehmen sich ständig vor, eines zu führen und kommen ihrem Vorsatz doch nie nach. Wieder anderen ist es steter Begleiter, Trost, Schmollwinkel, Schmerzmittel und intimster Gesprächspartner. Vielen Autoren und Autorinnen dient das Tagebuch als Skizzenbuch, Ideenspeicher und Rohstofflager.

Berühmt ist Kierkegaards "Tagebuch eines Verführers", berüchtigt sind die erotischen Tagebücher der Anais Nin. Johann Caspar Lavater führte ein "geheimes Tagebuch", Max Frisch machte es zu einer Form öffentlichen Nachdenkens über sich selber und seine Zeit. Eine Ausstellung im Zürcher Strauhof widmet sich dem Tagebuch als dem – intimen oder öffentlichen – Ort des Dialogs mit dem eigenen Ich.

Sie fächert die Spannweite der Themen auf, die einem Tagebuch anvertraut werden, von den erotischen Erlebnissen bis zu den Beobachtungen in Kriegs- und Reisetagebüchern. Dabei erkundet sie die prekäre Grenze zwischen Intimität und Indiskretion und die Frage der Authentizität von Tagebüchern ebenso wie ihre Funktion als vorliterarische Ideenspeicher. Sie widmet sich sowohl frühen Zeugnissen des 17. und 18. Jahrhunderts als auch den klassischen Diaristen des 19. und 20. Jahrhunderts.

Sie bezieht sich nicht nur auf Texte der Weltliteratur, sondern auch auf Dokumente der privaten Alltagskultur, wie sie im Deutschen Tagebucharchiv Emmendingen gesammelt und aufbewahrt werden. Und schliesslich wirft sie einen Blick in die Zukunft des Tagebuchs, das immer häufiger in der Form von Weblogs im Internet öffentlich zugänglich gemacht wird und damit den tiefgreifenden Wandel der Subjektivität im Verlaufe der Jahrhunderte bezeugt.

Jürg Amann – H.F. Amiel – Guido Bachmann – Ingeborg Bachmann – Emmy Ball-Hennings – Manuel Bauer – Lina Bögli – James Boswell – Ulrich Bräker – Frank Buchser – Elias Canetti – Benjamin Constant – Johannes Fries – Max Frisch – Tatjana Gerhard – André Gide – Petr Ginz – J.W. von Goethe – Julien Green – Albrecht von Haller – Peter Handke – Salomon Hirzel – E.T.A. Hoffmann – J. R. Huber – Ernst Jünger – Franz Kafka – Alfred Kaiser – Mascha Kaléko – Marie Luise Kaschnitz – Gottfried Keller – Sören Kierkegaard – Victor Klemperer – Sophie La Roche – J.C. Lavater – Herbert Lewandowski – Klaus Mann – Thomas Mann – Bruno Manser – Sandor Marai – Anaïs Nin – Hanns-Josef Ortheil – Grigori Pasko – Cesare Pavese – Erica Pedretti – Samuel Pepys –Brigitte Reimann – Arthur Schnitzler – Annemarie Schwarzenbach – Toni Seidlitz – Clara Sigrist-Hilty – Kaiserin Sissi – Saša Stanišic – Thea Sternheim – Ludwig Tieck – Armin T. Wegner – Peter Weiss – Christa Wolf – Hans Zoller


Tagebücher - Das gespiegelte Ich
12. Dezember 2007 bis 2. März 2008

Strauhof Zürich
Augustinergasse 9
CH 8001 Zürich
T 0041 (0)44 412 31 39

Öffnungszeiten:
Di bis Fr 12 – 18 Uhr
Sa und So 10 – 18 Uhr
Montag geschlossen