Das Beste kommt zum Schluß?
Auch, wenn ich Ihnen zum Anfang des neuen Jahres diese Aufnahme vorstelle – veröffentlicht wurde sie bereits im November, also zum Ende des vergangenen Jahres.
Ich werde mich hüten, zu sagen, dies sei eine der besten Aufnahmen von La Traviata. So mancher Musikwissenschaftler würde diese Behauptung zu torpedieren wissen. So sage ich, wie es ist: für mich ist diese Aufnahme mit Ermonela Jaho eine der schönsten, die ich je gehört und gesehen habe!
Ich hatte die Hoffnung bereits begraben, je eine neue Inszenierung dieser Oper zu sehen, die mich zu begeistern vermag, je wieder eine Violetta auf der Bühne zu erleben, wie ich sie mir vorstelle. Die albanische Sopranistin Ermonela Jaho, deren Stimme mich fasziniert, singt nicht nur die Rolle der Kameliendame, sie ist sie (jedenfalls 136 Minuten lang). Herausragend überzeugend sind Charles Castronova als Alfredo und Placido Domingo als dessen Vater. Das gesamte Ensemble, das Bühnenbild, die Kostüme und das Orchester ... einfach perfekt!
Als Alexandre Dumas (der Sohn) zwanzig Jahre jung gewesen ist, dies war im Jahre 1844, lernte er die umschwärmte Kurtisane Marie Duplessis kennen. Elf Monate lang war er ihr Liebhaber. Elf Monate lehrten ihn das Lieben, das Leben und das Schreiben. Die Begegnung mit Marie war glühend, und mit heißer Feder schrieb er in nur vier Wochen einen der schönsten Romane der französischen Literatur: "Die Kameliendame". Obgleich die "Kameliendame" sehr viel mehr ist als ein Roman. Es sei mir gestattet dieses Werk als die Autobiografie des Alexandre Dumas fils zu bezeichnen. Seiner Kameliendame Marie Duplessis, im gleichen Jahre wie auch Alexandre, als Alphonsine Plessis geboren, schrieb er folgende Zeilen:
Meine liebe Marie,
ich bin nicht reich genug, um Sie zu lieben, wie ich es wünschte, noch arm genug, um von Ihnen geliebt zu werden, wie Sie es wünschten (...)
Doch sie entfernten sich voneinander. Am Ende nur, waren sie sich ein letztes Male nahe. Und dies für immer. Denn auf seinen ausdrücklichen Wunsch wurde Alexandre Dumas auf dem Friedhof Montmartre, ein paar hundert Meter entfernt von seiner geliebten Marie beigesetzt.
Bei der Uraufführung seines Theaterstückes "Die Kameliendame", am 2. Februar des Jahres 1852 geschah etwas wirklich Großes. Unter den Zuschauern saß Giuseppe Verdi. Und ein Jahr später wurde aus dieser Begegnung der Literatur mit der Musik die vielleicht schönste Oper aller Zeiten geboren: "La Traviata"
Mille Grazie, Senior Giuseppe Verdi! Je vous en remercie beaucoup, Monsieur Alexandre Dumas!
Richard Eyres fesselnde Inszenierung setzt die wundervollen Entwürfe von Bob Crowley perfekt in Szene. Der Italiener Antonello Manacorda dirigiert Verdis erhabene Partitur, und liefert ein Paradebeispiel für die außergewöhnliche Qualität des Orchesters und des Chors der Royal Opera. Aufgenommen wurde die Aufführung am 30. Januar 2019 im Londoner Royal Opera House in Covent Garden.
Mille Grazie für diese Veröffentlichung Opus Arte/Naxos! (als DVD und Blu-ray)
Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt
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