Das Alexander-Fest. Überbordend schöne Musik zelebriert im Ländle von Markus Landerer

Der Domkapellmeister zu St. Stephan in Wien hat die Connection nicht abreißen lassen und erarbeitet jedes Jahr ein großes Werk mit der Chorakademie Vorarlberg – diesmal „Alexander´s Feast“ von Georg Friedrich Händel. Markus Landerer holt das Barockorchester Concerto Stella Matutina dazu und zelebriert glanzvoll die Macht der Musik – und wie sie die Menschen verändern kann. Denn das ist auch der Inhalt eines der ersten und zugleich beliebtesten Oratorien Händels aus dem Jahr 1736: Der griechische Sänger Timotheus schildert das rauschende Fest anlässlich des Sieges von König Alexander (dem Großen) über Persien und hebt ihn in göttliche Sphären, die Stimmung gleitet sodann in Mitgefühl wie Trauer, und im zweiten Teil von Kriegsverherrlichung zum Lobpreis für die heilige Cäcilia, Schutzherrin der Kirchenmusik.

Die Chorakademie wurde vor 18 Jahren gegründet, und es versammeln sich jedes Jahr aufs Neue bestens vorbereitete Sängerinnen und Sänger aus der Region zu den intensiven Proben mit dem eigens aus Wien anreisenden Chorleiter. Für dieses höchst anspruchsvolle Werk der Barockmusik wurde von den annähernd hundert auf sechzig reduziert. Für Markus Landerer unabdingbar, denn es braucht Wendigkeit und Präzision um die Nuancen von unterschiedlichen Stimmungen, Effekte, Charaktere der Handelnden rüber zu bringen: „Die Kombination von vielgestaltiger und leuchtkräftiger Musik, perfekter Einheit von Text und Tönen und bestechender Kompaktheit machen dieses Oratorium zu einem ganz besonderen Kunstwerk, das uns eindrucksvoll vor Augen führt, dass Musik Menschen tatsächlich verändern kann!“ Es sei eigentlich ein szenisches Werk, der Chor schlüpft in die Rolle des Erzählers, lobpreist die Herrlichkeit Alexanders, den Sieg, die Liebe, Rache und Krieg bis hin zur göttlichen Cäcilia, „natürlich agieren wir nicht, aber wir müssen so singen, dass es sich dementsprechend anhört, weil es bei jedem Satz diesen gestischen Klang, diesen besonderen Zugriff braucht, um die Imagination bei den Zuhörenden entstehen zu lassen“. Und das gelingt in hohem Maße! Was hier an Gesamtklang zustande gebracht wird, braucht den Vergleich mit Spitzenchören nicht zu scheuen (wie kürzlich bei der Mozartwoche in Salzburg mit dem Bachchor gehört, siehe kultur online). Noch dazu an Aufführungsorten, die unterschiedlicher kaum sein könnten: nämlich im Dom zu Feldkirch und auf der Kulturbühne AmBach in Götzis.

Zum überbordend schönen Musikerlebnis tragen natürlich auch die Solistin und die zwei Solisten bei: Der Tenor – Daniel Johannsen ist einer der meistgefragten Bachinterpreten – beginnt mitreißend mit „Happy, happy, happy pair!“. Innigste Momente entstehen, wenn die Wiener Sopranistin Cornelia Horak das aufkommende tiefe Mitgefühl Alexanders im Dialog mit Cello vermittelt und der Dirigent zur Seite tritt. Wie kann Musik nur so wundervoll sein! Vorher feiert der Bariton Daniel Ochoa – unvergesslich sein „Elias“ 2017 – mit Bacchus und den Freuden des Trinkens seinen schwungvollen Auftritt. Und was für grandioser Sound am Ende des ersten Teils, wenn „die Menge die Himmel mit lautem Beifall“ füllt, „doch die Musik trug den Sieg davon!“ An der Sprachdeutlichkeit wurde offensichtlich gefeilt (sogar an der einheitlichen Aussprache des Chors mit einer Expertin) und auch wenn der Text Englisch ist, versteht man zusammen mit der Musik jedes Wort!

Doch ohne Concerto Stella Matutina wäre dieses musikalische Ereignis auch nicht möglich. Das in Vorarlberg gegründete Barockorchester hat sich in der Reihe der führenden Originalklang-Ensembles Österreichs seinen fixen Platz erspielt. Strahlende Barockmusik – mit den groovenden Streichern, den brillanten Soli von Horn und Trompete sowie den heiklen Stellen der Flöten, dazu Barockgitarre, Cembalo und Orgel. Für Standing Ovation wird dem begeisterten Publikum noch einmal „The many rend the skies with loud applause“ geschenkt.

Im kommenden Jahr steht der symphonische Psalm „Le Roi David“ des Schweizer Komponisten Arthur Honegger auf dem Programm der Chorakademie Vorarlberg. Zur Nachlese: 2023 Joseph Haydn (Artikel kultur online); 2024 Bruckner und Rutter (Artikel kultur online)

Georg Friedrich Händel | Alexander’s Feast or The Power of Music
Chorakademie Vorarlberg; Concerto Stella Matutina
Leitung: Markus Landerer
Cornelia Horak, Sopran; Daniel Johannsen, Tenor; Daniel Ochoa, Bass
am 15. März 2025, Dom St. Nikolaus in Feldkirch
und am 16. März 2025, Kulturbühne AmBach in Götzis