26. Februar 2020 - 8:00 / Rosemarie Schmitt / Musikuß

Das Beste kommt zum Schluß. Wer immer auch Urheber dieser Redensart gewesen ist, ich borge sie mir heute aus. Ich hätte ebenso schreiben können: Das Beste kommt zuletzt, doch das reimte sich nicht auf MusiKuß, denn mit diesem Beitrag ist Schluß mit dem MusiKuß.

Da ich das Beste versprach (siehe oben), suchte ich in meinen neuen CD-Aufnahmen und wurde schnell fündig (vorne ohne p! Nicht pfündig!). Ich fand nicht nur die Beste, sondern gleichsam die außergewöhnlichste und überraschendste Aufnahme. Wie viele sehr besondere Einspielungen, kommt sie aus dem Hause Naxos, meiner geliebten Insel im riesigen Meer der klassischen Musik.

Ich sage Ihnen: Eine Geige ist eine Oboe und ein Cello ist ein Fagott!

Nein, die Frau Schmitt hat keinen Schatten. Auch nicht einen, den der Beethoven-Geburtstags-Veröffentlichungs-Wahn vorauswirft! Es ist vielmehr ein Licht am Anfang des Rummels.

Ich kann es Ihnen erklären: Das Trio Cremeloque spielt Beethovens Klaviertrios Op. 1 Nr. 3 c-Moll und Op. 11 B-Dur "Gassenhauer-Trio" sowie das Allegretto WoO 39 B-Dur. Das Außergewöhnliche: Neben Savka Konjikusic am Klavier hören wir Luís Marques nicht an der Geige, sondern der Oboe, und Franz-Jürgen Dörsam nicht am Cello, sondern am Fagott.

Aus meinem anfänglichen "na ja", wurde, während ich diese Bearbeitung hörte sehr schnell ein "ah ja". Zweifelsfrei ist es einfacher, diese Trios nie zuvor in der von Beethoven vorgesehenen Instrumentierung gehört zu haben. Das machte frei. Vorurteilsfrei. Doch wer kennt sie nicht, die Trios und die Vorurteile.

Es war ein Oeuvre aus drei Klaviertrios, mit dem der 25-jährige Komponist 1795 an die musikalische Öffentlichkeit trat. Wobei das c-Moll-Trio Op. 1 Nr. 3 inzwischen wohl das bekannteste der drei ist. Obschon in jenen jungen Jahren komponiert, scheint es wie ein Manifest seiner Kompositionskünste, die noch folgen sollten. Ernst, Anspruch, Elan und Romantik, wie es für Beethoven so typisch werden würde, lassen sich in diesem Trio bereits erkennen.

Andere Charakter- bzw. Komponiereigenschaften lassen sich in dem berühmten Gassenhauer-Trio erhören. Frische, Humor, Lebendigkeit, ja, gar ein Ansatz Frechheit können sich hören lassen (in beiden Sinnen der Worte). Dies nicht nur im dritten Satz, dem jenes Trio die Bezeichnung Gassenhauer wohl zu verdanken hat.

Doch wenn man nun die Geige durch eine Oboe und das Cello durch ein Fagott ersetzt, was dann? Bleibt der Charakter der Musik dennoch erhalten? Würde ich es mögen? Ja ich würde, werde und mag die Interpretationen des Trio Cremeloque. Federleicht und frisch, bekannt und wiederum doch nicht, kommt diese Musik daher.

Apropos daher. Das Trio kommt aus Lissabon, ja daher, und ist hierzulande noch ein Geheimtipp, wogegen entgegen, beziehungsweise vonwegen, der Prophet im eigenen Lande… sie in Portugal außerordentlich erfolgreich und entsprechend berühmt sind.

Ich wünsche, dem Cremeloque Trio die Bekanntheit und Anerkennung, die es verdient.
Und nun erlaube ich mir einen großen musikalischen Sprung, hin zu einem meiner sehr gerne gehörten Lieder von Hildegard Knef.

(...) glücklich, wer das Heute genießt,
und was vorbei ist, vergisst (ausgenommen meine MusiKuß-Beiträge!)
Es kommt, wie es kommen muß:
Erst kommt der erste Kuß,
dann kommt der letzte Kuß,
dann – der – Schluß.

Adieu. Farewell. Addio. Tschüss. Servus. Lebetwohl.

Ihre
Rosemarie Schmitt

Sollten Sie mich suchen – hier werden Sie fündig (Sie wissen ja: ohne p): rosemarieschmitt.de



  •  26. Februar 2020 /
Cover Trio Cremeloque
Cover Trio Cremeloque