Dancing and Singing in the Streets: Gene Kelly

Zusammen mit Stanley Donen holte Gene Kelly das Musical in den 1950er Jahren aus den Studios auf die Straßen. Sein Tanz im Regen in "Singin´ in the Rain" gehört zu den berühmtesten Szenen der Filmgeschichte. Das Filmpodium Zürich widmet dem Schauspieler, Tänzer und Regisseur im Januar und Februar eine Retrospektive.

Schon im Alter von acht Jahren erhielt der am 23. August 1912 in Pittsburgh geborene Gene Kelly Tanzunterricht, absolvierte nach der Highschool aber zunächst ein Wirtschaftsstudium. Als seine Eltern aber ein Tansstudio eröffneten, begann er dort Tanzunterricht zu geben, und zog 1937 nach New York, um dort als Choreograph zu arbeiten.

Mit dem Musical "Pal Joey" (1940) gelang ihm am Broadway der Durchbruch und Hollywood wurde auf ihn aufmerksam. Während Fred Astaire nach Kellys eigener Aussage die Aristokratie repräsentierte, stand er selbst für das Proletariat. Aus dem Leben gegriffen sind seine Figuren vielfach, Alltagsmenschen – und die Straße entdeckte er auch als Schauplatz für Musicals.

In "On the Town" (1949), bei dem Kelly ebenso wie bei "Singin´ In the Rain" und "It´s Always Fair Weather" gemeinsam mit Stanley Donen Regie führte, ziehen und tanzen drei Matrosen zur Musik von Leonard Bernstein durch New York. In "It´s Always Fair Weather" ("Vorwiegend heiter", 1955) tanzt er auf Rollschuhen über den Broadway. Am berühmtesten freilich ist die Szene in "Singin´ in the Rain" (1952), in der sich im Regen und mit Regenschirm als Requisit aus ruhigem Anfang ein unvergesslicher Kinomoment entwickelt.

Der Tanz entwickelt sich bei Kelly aus dem Alltag heraus, organisch geht eine Sprechszene in Singen und Tanzen über, das überschäumende Lebensfreude der Figuren ausdrückt und nach Außen kehrt. Denn eingebettet sind diese frenetischen Szenen meist in eine Handlung, in der durchaus auch ironisch oder satirisch auf gesellschaftliche Realitäten und Entwicklungen geblickt wird.

So erzählt wohl kein Film schöner vom Übergang der Stummfilmzeit zum Tonfilm als "Singin´ in the Rain" und in "It´s Always Fair Weather" übt schon früh Kritik an dem von Werbung dominierten Fernsehen.

Neben Stanley Donen war Vincente Minnelli der zweite große Regisseur, mit dessen Name der von Kelly untrennbar verbunden ist. Französische Malerei und Musik von George Gershwin verband dieser im mit sechs Oscars ausgezeichneten Meisterwerk "An American in Paris" (1951), eine farbenprächtige Genreparodie gelang ihm mit "The Pirate" (1948).

Die ansteckende Leichtigkeit, die seine Musicalrollen ausstrahlen, setzte sich teilweise auch in Filmen fort, die ohne Tanz und Musik auskommen, wie George Sidneys Dumas-Verfilmung "The Three Musketeers" (1948), während er in ernsten Rollen wie als Journalist in Stanley Kramers Drama "Inherit the Wind" ("Wer den Wind sät", 1960) nicht ganz zu überzeugen wusste.

Als das Musical Ende der 1950er Jahre an Beliebtheit verlor, begann Kelly vermehrt für das Fernsehen zu arbeiten. Als Musical-Regisseur versuchte er sich nochmals 1969 bei "Hello, Dolly!", doch war diese aufwändige Produktion in Zeiten des Aufbruchs des New Hollywood ein Anachronismus und fand bei Publikum und Kritik ebenso nur mäßigen Anklang wie die Westernkomödie "The Cheyenne Social Club" ("Geschossen wird ab Mitternacht", 1970).

1974 fungierte er als Gastsprecher bei der MGM-Kompilation "That´s Entertainment!" (1974) und zwei Jahre später als Regisseur bei deren Fortsetzung "That´s Entertainment II" (1976), die er auch zusammen mit Fred Astaire moderierte. Seinen letzten Kinoauftritt hatte er 1980 in dem Olivia-Newton-John Musical "Xanadu", beeinflusste aber auch einen Popstar wie Madonna, die den begnadeten Tänzer noch 1993, drei Jahre vor seinem Tod am 2. Februar 1996, als Berater für ihre "Girlie Show"-Tour engagierte.

"I Like Myself" aus "It´s Always Fair Weather"