Creating Common Good

Mit der Ausstellung "Creating Common Good" präsentiert das Kunst Haus Wien in Kooperation mit der diesjährigen Viennaartweek 35 internationale künstlerische Positionen, die auf unterschiedlichen Ebenen globalen und unmittelbaren Fragestellungen des Themenfelds "Gemeinwohl" begegnen.

Laut der amerikanischen Soziologin und Wirtschaftswissenschaftlerin Saskia Sassen schafft ein entfesselter Weltmarkt – wie etwa im Bereich der Finanzproduktion – die Bedingungen dafür, dass Menschen sich in einer ihren privaten Interessen dienlichen Umgebung einrichten, in der das Gemeinwohl verkümmert. Sukzessive fand in den vergangenen Jahren durch die Privatisierung öffentlicher Räume und Güter eine Verschiebung dessen statt, was als Gemeingut – "Common Good" - verstanden wird. Jeder von uns sieht sich angesichts der derzeitigen globalen soziokulturellen und ökopolitischen Umwälzungen vor neue Herausforderungen gestellt.

Die Ausstellung nähert sich der Frage von "Creating Common Good" aus verschiedensten künstlerischen Blickwickeln, die von einer direkten Auseinandersetzung mit alternativen Mikrosystemen über die unmittelbare Betroffenheit durch Flüchtlingsbewegungen oder Gentrifizierungsprozesse bis zur Kritik an der Reduktion budgetärer Mittel für Bildung und Kultur reichen. Welchen Beitrag, welchen Imput leistet die Kunst, leisten durch Künstlerinnen, Künstler und Kollektive initiierte Projekte für das Gemeinwohl unserer Gesellschaft bzw. wie sehr haben sich Agenden, die sich ursprünglich im Zuständigkeitsbereich von Politik befanden, zunehmend in den Kunstbereich in dessen Diskurs über die gegenwärtige "politische Landschaft" verlagert?

"Keiner ist eine Insel für sich", ist der Appell eines unlängst von der Künstlerin Ramesch Daha mit der Politik-Journalistin Susanne Scholl gestalteten Plakatsujets im öffentlichen Raum. Die Idee des Gemeinwohls – "Common Good" – gründet in der gemeinsamen Nutzung von Ressourcen wie Luft, Wasser, öffentlicher Räume und Dienstleistungen, Gesundheit, Bildung, Forschung, Internet und kultureller Einrichtungen. Gemeingüter bilden wesentliche Grundlagen für das Überleben von Gesellschaften. Der griechische Philosoph Aristoteles verstand unter Gemeinwohl das größte Glück einer möglichst großen Anzahl von Menschen. Wohingegen der Neoliberalismus in der individuellen Freiheit das Gemeinwohl am stärksten verwirklicht sieht.

Flüchtlingsbewegungen, Verteilungskrisen, Jugendarbeitslosigkeit teils ausgelöst durch systemimmanente Korruption und Lobbysmen, verlangen nach einer umfassenden Umstrukturierung derzeitiger politischer Verhältnisse und lassen den Ruf nach einem neuen öffentlichen Bewusstsein von Gemeinwohl laut werden. Hohe Staatsdefizite sind das Resultat massiver Hilfen für den Finanzsektor. Dafür verfolgen Staat und Staatengemeinschaft gezielt Über-Ich-Strategien. Gegenüber dem derzeitig dominierenden System einer neoliberalen Marktwirtschaft und deren Ausrichtung auf Gewinnmaximierung stellt sich dringlich die Frage nach Alternativen. Denn der Ausnahmezustand droht zum Dauerzustand, zu einer konstanten Lebensform zu werden.

Die an der Ausstellung "Creating Common Good" beteiligten Künstlerinnen, Künstler und Kollektive appellieren durch ihre Projekte nicht nur an mehr politisches Verantwortungsbewusstsein, für Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, sondern lassen neue Kriterien und Fragestellungen zur gemeinsamen Schaffung und Nutzung von Ressourcen einfließen, gestalten Gegenentwürfe zum Establishment und dessen populistischen Tendenzen und setzen sich den ethischen Anspruch, Gesellschaft selbst zu gestalten.

Mit Arbeiten von: Akram Al Halabi, Atelier Van Lieshout, Joseph Beuys, Bernhard Cella, Ramesch Daha, Democracia, Ines Doujak, Teresa Estapé, Peter Friedl, Leon Golub, Tamara Grcic, Gruppe Uno Wien, Markus Hiesleitner, Heidrun Holzfeind, Anna Jermolaewa, Folke Köbberling, Ernst Logar, Teresa Margolles, Adrian Melis, Lucy + Jorge Orta, Lisl Ponger, Pedro Reyes, Martha Rosler, Isa Rosenberger, Tim Sharp, Santiago Sierra und Jorge Galindo, Axel Stockburger, tat ort, Johanna Tinzl, transparadiso, Patricia K. Triki, Nasan Tur, Anna Witt, Ina Wudtke, Sislej Xhafa u.a.


Creating Common Good
17. November bis 10. Jänner 2016