Cotton worldwide

Die Baumwolle gehört zu den Nutzpflanzen, welche "die Welt veränderten" (Henry Hobhouse). Das Historische und Völkerkundemuseum St.Gallen widmet ihr eine Sonderausstellung, in deren Zentrum Fotografien von Hans Peter Jost stehen. Sie zeigen, wie Baumwolle heute angepflanzt, weiterverarbeitet und vermarktet wird – rund um den Globus.

Die Baumwolle ist noch heute einer der wichtigsten und profitträchtigsten Rohstoffe. Ihre Herstellungskette umspannt die gesamte globalisierte Welt. Die sieben wichtigsten Baumwolle produzierenden und verarbeitenden Länder sind heute Brasilien, China, Indien, Mali, Tansania, Usbekistan und die USA. Der Fotograf Hans-Peter Jost und die Journalistin Christina Kleineidam haben diese Länder 2006-2008 bereist. Ihre Fotos und Reiseberichte porträtieren die Menschen, die in Anbau, Ernte, Verarbeitung und Vermarktung der Pflanze involviert sind. Sie zeigen die kulturelle Vielfalt dieser "Baumwoll-Welt", aber auch ihre sozialen und ökologischen Probleme und machen die globalen Zusammenhänge vom Produzenten bis zum Konsumenten bewusst.

Die Ausstellung umfasst 56 sw-Aufnahmen. Sie wanderte in den letzten eineinhalb Jahren durch halb Europa, die Stationen waren Heidelberg, Gmünd (A), Köln, Zürich und Boras (S). Dem Historischen und Völkerkundemuseum St.Gallen war es ein grosses Anliegen, die Fotos und Begleittexte in die Ostschweiz zu holen. Sie thematisieren wichtige Fragen unserer globalen Gegenwart – von Ökologie bis zu sozialer Verantwortung. Sie zeigen die Vielfalt dieser globalen "Baumwoll-Welt" auf. Und sie ermöglichen es, neue Zugänge zur Ostschweizer Textilgeschichte zu finden.

Auch in unserer Region hingen einst viele Existen­zen buchstäblich am Baumwollfaden, vom Siegeszug der Baumwoll-Industrie nach 1750 bis zum Ende der Stickereiblüte in den 1920er Jahren. Die Fotos von Hans Peter Jost sind deshalb mit Museumsobjekten und historischen Dokumenten ergänzt worden. Diese bieten überraschende Einblicke in ein scheinbar altbekanntes Thema. Insbesondere machen sie bewusst, dass die Baumwolle schon früh ein global business war und die St.Galler Textilindustrie ein Teil davon. Dazu kommt das kulturell reiche Leben der Baumwolle. Die Nutzpflanze taucht in zahlreichen Mythen und Liedern auf, in Erzählungen und Romanen, Filmen, Theaterstücken und Musicals – rund um den Globus. Die Ausstellung präsentiert dazu spannende und überraschende Beispiele, auch mit St.Galler Bezügen.

Wichtig erschien es dem HVMSG auch, die Probleme des heutigen Baumwoll-Business noch näher zu beleuchten. Ausgewählte Themenfenster beschäftigen sich mit den Herstellungskosten eines T-Shirts, dem Umgang mit Altkleidern oder der sozialen Verantwortung hiesiger Kleiderfirmen. Hauptzielpublikum dieser Themenfenster sind die jungen Museumsbesucher. Für sie wird auch im Begleitprogramm eine ganze Reihe spannender Veranstaltungen angeboten. Sogar ein kleiner Bring-und-Nimm-Markt für Baumwollkleidung wurde für sie eingerichtet. Hier können sie während der Dauer der Ausstellung eigene Baumwoll-Kleider bringen, um sie gegen andere einzutauschen.

Eröffnet wird die Ausstellung "cotton worldwide" am Sonntag, 20. November, 11 Uhr. Besucht werden kann sie bis 1. Juli 2012, zu den üblichen Öffnungszeiten. Die ausführliche Begleitpublikation erschien letztes Jahr im Verlag Lars Müller Publishers Baden: Hans Peter Jost und Christina Kleineidam, "Baumwolle weltweit".

Cotton worldwide – Baumwolle weltweit
20. November 2011 bis 1. Juli 2012