The Content of Form

Sammlungen bewegen sich ständig zwischen dem Anhäufen und dem Anordnen von Gegenständen, zwischen ihrer Aufbewahrung und Zurschaustellung. Dabei entwickeln sie ihre eigenen Codes und ein historisches Denken, das unmittelbar mit dem Selbstverständnis der Moderne zwischen Wissen und Ordnung, Beeindruckung und Macht, Akkumulation und Verschwendung verbunden ist.

Längst ist die Sammlung selbst zum Gegenstand einer Debatte geworden, in der es vor allem um ihre räumlichen Anordnungsweisen und ihre zeitlichen Abfolgen geht. Die räumlichen Anordnungsweisen "repräsentieren" eine Ordnung aus Wissen, Kapital und Macht, die zeitlichen Abfolgen bringen ein genealogisches oder evolutionäres Prinzip hervor, das dieser Ordnung Vergangenheit und Zukunft verleiht.

Die Ausstellung "The Content of Form" will diese Codes der räumlichen und zeitlichen Anordnungsweisen als grundlegende Momente des Denkens der Moderne aufzeigen. Sie versteht sich dementsprechend nicht als reine Auswahl aus der Sammlung der Generali Foundation, sondern als ein kuratorisch-diskursives Projekt über die Sammlung als Prinzip. Entlang der drei Grundbegriffe "Repräsentation", "Konversation" und "Genealogie", die in Form von Ausschnitten aus historischen Gemälden modellhaft in der Ausstellung platziert werden, wird ein Wanddesign mit Ausstellungsfotos aus der Geschichte der Generali Foundation, Farben und Texten entwickelt, auf das sich die ausgewählten Werke beziehen.

Damit werden die Werke stets bestimmten diskursiven und institutionellen Kontexten zugeordnet. Sie lassen sich umgekehrt jedoch auch selbst als besondere Artikulationsweisen lesen, in deren formaler Organisation immer schon die "Logik der Sammlung" (Boris Groys) durchscheint. Vor diesem Hintergrund stellen Sammeln und Ausstellen nicht mehr äußerliche Aspekte der Werke dar; sie strukturieren vielmehr die Werke ebenso von innen her. Werke, Ausstellungen und Sammlungen werden derart als wechselseitig aufeinander bezogene Modalitäten symbolischer Produktion sichtbar gemacht.

"The Content of Form" wird den einzelnen Arbeiten eine Anmutung des Repräsentativen verleihen und gleichzeitig das Kontingente, Marginale und Exklusive der Sammlung spürbar machen – indem etwa Ausstellungsfotos mit einer Reihe von Werken gezeigt werden, die nicht in die Sammlung der Generali Foundation aufgenommen worden sind. Auch in ihren formalen Entscheidungen wird sich die Ausstellung eher kontrapunktisch auf die stark durch modernistische Verfahren geprägte bisherige Ästhetik der Generali Foundation beziehen, mit dem Ziel, das Fragile aller Entscheidungen zwischen Historisierung und Aktualisierung, Kanonisierung und Marginalisierung, Universalisierung und Lokalisierung herauszuarbeiten.

Der konkrete Ausstellungsraum wird darüber hinaus die Sammlung über Monitore mit dem Kunstdepot, der Konzernleitung und dem öffentlichen Raum verbinden. Die Spannungen zwischen diesen vielfältigen Elementen, zwischen dem Wanddesign aus Texten und Fotografien, den Monitoren und den Werken soll vielschichtige Zuordnungen erlauben und damit didaktisch nicht auflösbare Spielräume der Erfahrung bieten, um die imaginären "Codes" der Sammlung auf die konkreten institutionellen und ortsbezogenen Dynamiken anwenden zu können.

KünstlerInnen: Fareed Armaly, Judith Barry, Lothar Baumgarten, Ernst Caramelle, Lygia Clark, Luis Camnitzer, Alice Creischer/Andreas Siekmann, Danica Dakić, Thomas Eggerer, Harun Farocki, Morgan Fisher, Gérard Fromanger, Rainer Ganahl, Isa Genzken, Dan Graham, Sanja Iveković, Brigitte Kowanz/Franz Graf, Simon Leung, Dorit Margreiter, Marta Minujín, Ree Morton, Antoni Muntadas, Oswald Oberhuber, Hélio Oiticica, Willem Oorebeek, Anna Oppermann, Muki Pakesch, Walter Pichler, Mathias Poledna, Florian Pumhösl, Gerwald Rockenschaub, Martha Rosler, Gerhard Rühm, Thomas Stimm, Andrea van der Straeten, Apolonija Šušteršič, Rini Tandon, Ian Wallace, Franz West, Stephen Willats, WGBH-TV, Heimo Zobernig.

The Content of Form
17. Mai bis 25. August 2013