Collecting Lines

Nach "Blasted Allegories" (2006 im Kunstmuseum Luzern) ist "Collecting Lines" die zweite öffentliche Präsentation der Sammlung Ringier. Die Sammlung vereint ein breites Spektrum zeitgenössischer künstlerischer Positionen in Fotografie, Video, Malerei, Zeichnung, Objekt und Installation seit den späten Neunzehnhundertsechziger Jahren. Besonderes Augenmerk innerhalb der Sammeltätigkeit, die keiner nationalen noch medialen Ausrichtung folgt, gilt der vertieften Sammlung von Werkgruppen der vertretenen Künstler und der öffentlichen Sichtbarmachung der Werke in den Firmenräumen und Leihgaben im institutionellen Ausstellungskontext.

In der Sammlung kommt der Zeichnung eine elementare Rolle zu. Die bereits seit den Neunzehnhundertachtziger Jahren durch das Ehepaar Ellen und Michael Ringier begonnene Sammlung von Arbeiten auf Papier der frühen russischen und westeuropäischen Avantgarde wurde mit der Sammlungstätigkeit der letzten zwanzig Jahre konsequent erweitert durch Arbeiten der klassischen Konzeptkunst wie von John Baldessari, Douglas Huebler, Vito Acconci, Robert Barry und Joseph Kosuth oder Allighiero Boetti und durch Zeichnungen wichtiger zeitgenössischer Kunstschaffender wie John Armleder, Peter Fischli & David Weiss, Matt Mullican, Urs Fischer, Jim Shaw, Richard Phillips, Mike Kelley, Karen Kilimnik, Jack Pierson, Joe Bradley, Wade Guyton, Trisha Donnelly, Lutz Bacher und Rosemarie Trockel.

Viele der in der Sammlung vertretenen Künstlerinnen und Künstler haben sich extensiv mit dem Format der Zeichnung beschäftigt, deren Status befragt und neue Formen des dessins konzipiert: wie Trisha Donnelly, die Zeichnung und Video verschränkt, Urs Fischer, der Zeichnungen im Raum kreiert, oder Künstler wie Raymond Pettibon, Larry Johnson und Mike Kelley, die mit der Bildersprache des Comics operieren. Der Frage, welche Rolle der Zeichnung im Feld der digitalen Bildproduktion und ihrer Distribution zukommen könnte, widmen sich Künstler wie Wade Guyton, Seth Price und Helen Marten.

Ein Posterprojekt, das anlässlich des Jubiläums lanciert wurde, führt diesen erweiterten Zeichnungsbegriff parallel zu den Ausstellungen in Bezug auf die digitale Bildproduktion fort. Über vierzig Künstlerinnen und Künstler wurden eingeladen, sich an einem kollaborativ angelegten Gestaltungsprojekt zu beteiligen. In der digitalen Variante des surrealistischen Cadavre Exquis entstehen so zwanzig Poster: Ein Künstler beginnt mit einem Entwurf, sendet diesen an einen nächsten Kunstschaffenden, der den Entwurf weiterführt und wiederum weiterreicht. Diese Produktionskette setzt sich so lange fort, bis einer der kooperierenden Künstler das Poster für beendet erklärt.

Mit den Ausstellungen "Collecting Lines - Zeichnungen aus der Sammlung Ringier" bezieht die Sammlung Ringier temporär die historische Villa Flora, in der bis April 2014 bedeutende Werke aus der Sammlung von Arthur und Hedy Hahnloser-Bühler, die selbst in diesem historischen Gebäude lebten, gezeigt wurden und die bis zur Wiederaufnahme eines kontinuierlichen Ausstellungsbetriebes in nächster Zukunft Gastgeber für verschiedene kulturelle Aktivitäten sein wird.


Collecting Lines
Zeichnungen aus der Sammlung Ringier
29. August bis 15. November 2015