Clemens Tschurtschenthaler: „See You When I See You (Akt II)”

Die nächste Ausstellung im Kunstraum Remise in Bludenz ist dem 1988 in Meran geborenen und in Wien lebenden Künstler Clemens Tschurtschenthaler, dessen künstlerische Praxis von einem medienübergreifenden Ansatz geprägt ist, gewidmet.

In seinen Werken verschränkt er kinetische Skulpturen mit immateriellen Medien wie Sound und Video zu raumgreifenden Installationen. In Vertretung der Kunstraum-Programmverantwortlichen Luka Jana Berchtold wird die Ausstellung von Anne Zühlke kuratiert: „Der Künstler untersucht die Wechselwirkungen zwischen Material, Klang und Wahrnehmung und lotet aus, wie architektonische Strukturen über Sound, Bewegung und Licht aktiviert werden können. Er versteht den Ausstellungsort nicht als neutrale Hülle, sondern als aktiven Resonanzkörper, in dem physische und psychische Dimensionen der Erfahrung ineinandergreifen.“ Wobei die Wechselwirkung zwischen Natürlichem und Artifiziellen sowie Materialbezüge zu Urbanität und Natur immer wiederkehrende Elemente in seinem Schaffen sind. Zühlke ergänzt: „Er konstruiert Realitäten, die innere Welten ins Außen übersetzen.“

In „See You When I See You (Akt II)” setzt sich Clemens Tschurtschenthaler mit der immersiven und stimulierenden Wirkung von Sakralarchitektur, Ritualen und ihren Symbolen sowie der anarchischen Energie der Trance auseinander. Seine Ausstellungsarchitektur schafft einen Raum, in dem die Ambivalenzen von Ritualen zwischen legitimem Kontrollverlust und gesellschaftlicher Ordnung verhandelt werden. Der Raum wird zum Akteur, der das Gegenüber mit seinen narrativen Skulpturen konfrontiert. Die körperliche Erfahrung kollidiert mit gewohnten Wahrnehmungsmustern und Blickregimen. Der Loop bildet das zentrale Gestaltungselement: Akustische und skulpturale Iterationen durchdringen die Ausstellungsräume der Remise in Bludenz und aktivieren sie auf sinnlicher Ebene.“

Die an der Schnittstelle von Original und Kopie, von Kommentar und Referenz verlaufenden Arbeiten des aus Südtirol stammenden Künstlers verhandeln Themen wie Begehren, Melancholie und Sehnsucht in Endlosschleife. So kombiniert die kinetische Skulptur „Fontana (Rausch)” (2025) Elemente griechischer Tempelarchitektur aus MDF, florale Komponenten und die Symbolik des Wassers, das seit jeher als Sinnbild der Transformation gilt. Während der eklektische Nachbau einer Opferschale langsam rotiert, verharrt das Wasser bewegungslos und scheint losgelöst von der Szenerie zu sein. Gegenüber erhebt sich wie ein Altar die Soundsystem-Installation Tracklist, TypeBeat, Monument (2025). Die eigens von Tschurtschenthaler produzierten Soundarbeiten „Lamento“, „Portal“ und „Im Nebel“ (2025) entwickeln die frühere Installation „Limbus“ (2024) weiter und betonen die atmosphärische Kraft des Klangs. In strenger Monotonie wiederholen sich die Stücke täglich in getakteten Abständen.“ (Zühlke)

Umrahmt werden diese installativen Arbeiten von „Tondis“ an den Wänden des Kunstraums. Dabei ist unter einem „Tondo“ ein kreisrundes Kunstwerk oder Relief zu verstehen, abgeleitet vom italienischen Wort „rotondo“ (rund). Dieses Format war besonders in der florentinischen Renaissance beliebt. Tschurtschenthalers Reliefserie aus farblich durchtränkten, gefrästen MDF-Platten „konzentriert sich auf formale Reduktion, Wiederholung und Präzision“ (Zühlke). Inhaltlich-assoziative Ausgangspunkte dazu können etwa die Auseinandersetzung mit Schwarm-Mengen, Schafherden, Hunderennen (runde Rennbahnen) oder Machtstrukturen sein.

Wie der Künstler selber, soll mit „See You When I See You (Akt II)“ Wahrnehmung als situativer Prozess sichtbar gemacht werden. Durch die exakt aufeinander abgestimmte Kombination von Klang, Material und architektonischer Setzung soll die Ausstellung eine strukturierte und zugleich offene Komposition repräsentieren, in der sich Klang und Skulptur gegenseitig bedingen. Der Kunstraum soll zu einem Ort erwachsen, „an dem Wahrnehmung nicht nur stattfindet, sondern aktiv erzeugt wird“ (Tschurtschenthaler).

Clemens Tschurtschenthaler: „See You When I See You (Akt II)”
7. November bis 27. Dezember 2025

Eröffnung: 6. Dezember, 20:00 Uhr
Mi–Sa, So u. Feiertage: 15–18 Uhr