Claudio Moser: Gegen Osten

Das Kunstmuseum Solothurn zeigt in einer breiten Werkauswahl aus 25 Schaffensjahren einen retrospektiven Überblick über das Schaffen von Claudio Moser. Neben einer reichen Zahl von Fotografien, mit denen der Künstler bekannt geworden ist, sind auch Filme sowie Skulpturen und Malereien zu sehen.

Claudio Moser geht nicht nur als Fotograf, sondern auch als ausstellender Künstler bewusst und differenziert mit dem Raum und seinen Stimmungen um. Für die sieben Parterre-Räume des Kunstmuseums Solothurn hat er einen atmosphärischen Parcours angelegt, der von den architektonischen Gegebenheiten ausgeht. So nutzt er die nach dem Museumsumbau von 1980 verschlossene Abfolge von Fenstern für die Hängung grossformatiger Fotografien, die als Leitmotive auftreten und den Takt angeben. Dieser visuelle Faden der Fotografie, der sich durch die ganze Ausstellung zieht, ermöglicht die Platzierung ganz anderer Werke auf den Gegenwänden. So finden sich bereits im ersten Saal Malereien auf Papier, die sich über zwei weitere Säle fortziehen. Auch hier hat Claudio Moser an einen visuellen Zusammenhalt gedacht, befinden sich die grossformatigen Blätter doch an farbigen Wänden, die er über drei Säle miteinander verbindet.

Stillstand und Bewegung treten als Pole auf: Während in seinen Fotografien, v.a. aus der Serie "dedicated to the warmest flugelhorn tone" (1995–99), oft das Fahren oder Gehen verbildlicht wird, suggerieren viele seiner Skulpturen, trotz ihrer Leichtigkeit als Papiermaché- oder Karton-Objekte Statik und Ruhe. Sprechend sind Motive wie Stein, Stele oder Altar. Der scheinbaren Schwere begegnet die poetische Leichtigkeit der "tape paintings" (ab 2016), die sich als vertikale Raumzeichnung im vierten Saal ausbreiten. Die langen, in verschiedenen Farben bemalten Bänder, die von der Decke in den Raum hängen und sich zufällig drehen, schaffen den Besucherinnen und Besuchern einen lichten "Wald". Der ganze Ausstellungs-Parcours gleicht einer Wanderung, auf der im zweitletzten Saal jedoch Einkehr geboten wird. An einer langen Tafel darf sich das Publikum niederlassen, um sich an acht Monitoren Mosers Filmbilder (ab 2006) anzuschauen. Dabei handelt es sich um dichte Kurzfilme, die in ihrer Prägnanz und Poesie als filmische Haikus bezeichnet werden können. Sie stehen den rund einstündigen walking meditations (ab 2002) gegenüber, die in den beiden vorangehenden Sälen gezeigt werden.

Claudio Moser: Gegen Osten. Werke 1995 bis 2020
2. März bis 24. Mai 2021