City of broken furniture

Ungewöhnliche skulpturale Eingriffe an Möbeln aus ihrem Besitz zeigt Kerstin von Gabain ab 20. März 2013 in der Einzelausstellung Sichtwechsel #3: "Kerstin von Gabain - City of broken furniture" im MAK. Die Künstlerin (* 1979 Palo Alto, Kalifornien, lebt und arbeitet in Wien) kehrt die vermeintlichen Verletzungen und Abnormitäten ihrer Objekte nach außen. In spielerisch medizinischer Manier bandagiert sie Lehnen, verbindet Stuhlbeine und erinnert mit ihrer Intervention in der MAK-Galerie ganz bewusst an die Ästhetik eines klinischen Sanatoriums. Ergänzend thematisiert Gabain in einer Serie von Fotografien Klassifizierungs-, Archivierungs- und Dokumentationsverfahren.

Aspekte der Normabweichung interessierten die Künstlerin auch bei der Auswahl der Sitzmöbel aus der MAK-Sammlung Möbel und Holzarbeiten, die sie für "City of broken furniture" fotografierte. Das Medium Fotografie, das sich beispielsweise zur Klassifizierung phänomenologischer Studien instrumentalisieren lässt, ist für Gabain speziell im Kontext der Auseinandersetzung mit der archivarischen Praxis von besonderem Interesse. Im Zuge der Arbeit an dieser Werkserie wendete die Künstlerin klassische Bildkompositionstechniken aus der Studio- und Porträtfotografie des 19. Jahrhunderts an. Auch in der Wahl humoristischer Objekttitel wie "Midget/Giant", "6 Verbrecher", "Syphilis" oder "Die Hysterikerin" spielt sie mit dem Gedanken der pathologischen Systematisierung des 19. Jahrhunderts.

Eigens für die Ausstellung hat die Künstlerin unheimliche Übergangsobjekte – surreale, zwischen Dinglichem und Lebendigem changierende Zwitterwesen – geschaffen, deren vermeintliche Vermenschlichung durch medizinisch anmutende Eingriffe, symptomspezifische Titel sowie streng stilisierte Aufnahmen stattfindet. Die Menschlichkeit, Lebendigkeit sowie Domestizierung von kulturellem Geschehen im instituti-onellen Kontext beschäftigen Gabain in ihrer künstlerischen Arbeit und fotografi-schen Praxis konsequent.

Kerstin von Gabain - City of broken furniture
20. März bis 26. Mai 2013