Christian Megert – Retrospektive

Die Stiftung für Konkrete Kunst und Design Ingolstadt übernimmt ein umfangreiches Werkkonvolut des Schweizer Künstlers Christian Megert (*1936), das im Rahmen einer großen Retrospektive im Museum für Konkrete Kunst präsentiert wird. Megert gehört zu den wichtigsten Vertretern einer interaktiven Kunst, die seit den späten 50er Jahren den Kunstbegriff revolutionierte. Sein wichtigstes künstlerisches Material ist der Spiegel, den er in unterschiedlichsten Erscheinungsformen einsetzt – ob als Rauminstallation, in Verbindung mit Neonröhren, Motoren und subtilen Farbflächen oder in Scherben zerbrochen.

Christian Megert hat in seinen Arbeiten durch die Verwendung von Spiegeln herkömmliche Bildgattungen überschritten. Sein Frühwerk ist im Umfeld der internationalen Künstlergruppe ZERO angesiedelt, mit der Megert eng zusammenarbeitete. ZERO hat in den 60er Jahren durch den Einsatz von Licht, Luft, Feuer, Bewegung und industriell gefertigten Materialien einen poetischen Neuanfang der Kunst proklamiert, der demokratisch geprägt und der modernen Industriegesellschaft angemessen sein sollte. Megert, der diesen künstlerischen Ansätzen sehr nahestand, nahm innerhalb der experimentellen, Aufsehen erregenden ZERO-Ausstellungen eine eigenständige Position ein, die seinen Rang in der Kunstgeschichte begründete. 1968 war Megert Teilnehmer der documenta IV, auf der er einen spektakulären, vollständig mit Boden- und Deckenspiegeln ausgekleideten, begehbaren Raum zeigte. Von 1976 bis 2002 unterrichtete Megert als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf.

Seine grundlegenden künstlerischen Gedanken formulierte Megert 1961 in dem Manifest "Ein neuer Raum", das bis heute für sein Werk von großer Bedeutung ist. Megert spricht sich darin für eine offene und demokratische Kunst aus: "ich will einen neuen raum bauen, einen raum ohne anfang und ende, in dem alles lebt und zum leben aufgefordert wird, der gleichzeitig ruhig und laut, unbewegt und bewegt ist". Die Verwendung von Spiegeln ermöglicht eine solche dynamische Struktur der Werke, weil die Arbeiten je nach Betrachterstandpunkt unterschiedlich erscheinen. Zudem wird der Betrachter durch die Spiegelungen selbst ins Bild integriert und dadurch ein Teil des Werks. Mit den reflektierenden Materialien Spiegel, Glas und polierter Stein hat Megert ein vielgestaltiges Œuvre geschaffen, das neben Reliefs und Objekten, Spiegelbüchern, Rahmen und geometrischen Collagen auch Rauminstallationen und großformatige Skulpturen für den Außenraum wie die "Drehtüren" oder die mit monumentalen, spiegelnden Steinstelen versehenen Brunnenanlagen umfasst.

Die Ingolstädter Retrospektive präsentiert sämtliche Werkgruppen und Werkphasen Megerts bis in die heutige Zeit. Neben wichtigen ZERO-Arbeiten und Spiegelobjekten aus den 60er Jahren sowie kinetischen Arbeiten und Lichtkästen werden auch neueste Werke gezeigt, die sich verstärkt mit dem Thema Farbe auseinandersetzen. Einer der Höhepunkte der Ausstellung ist die Rekonstruktion des großen ZERO-Raumes aus dem Jahr 1963. Der vier Meter hohe Raum besteht aus einer gebogenen Spiegelwand, vor die ein Mobile aus kreisrunden Spiegeln gehängt ist. Betritt der Besucher den Raum, wird dessen Wahrnehmung auf faszinierende Weise in einem Spiel von Licht, Dynamik und vielfältigen Reflexionen irritiert.


Begleitend zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit zahlreichen Abbildungen.

Christian Megert – Retrospektive
5. April bis 24. Mai 2009