Im Mittelpunkt der Sommerausstellung im Palais Thurn und Taxis in Bregenz stehen neue, großformatige Werke von Carmen Pfanner. Sie treten in Dialog mit einer Auswahl früherer Arbeiten und geben so einen umfassenden Einblick in das bisherige Schaffen der Künstlerin. Zentraler Bestandteil ist das Werk „Regnis Singer“, das der Ausstellung ihren Namen gibt und als sprachliches und künstlerisches Bindeglied den Zusammenhang von Raum, Thema und Werk symbolisiert.
Carmen Pfanners Kunst offenbart sich als komplexer, lebendiger Kosmos, dessen kontinuierliche Entwicklung einer Zellteilung gleicht: Jedes Werk ist Teil eines großen Ganzen und durch eine „künstlerische Nabelschnur“ miteinander verbunden, die das gesamte Œuvre pulsierend lebendig hält. Die Ausstellung versteht sich als ein künstlerischer Bauplan des Lebens. Jeder Stock und jeder einzelne Raum – vom Keller bis zum Dachboden – im Palais Thurn und Taxis widmet sich einem spezifischen Thema mit individuellem Titel. Die Arbeiten entwickeln so eine eigene Sprache, die dennoch Teil des übergeordneten künstlerischen Kosmos bleibt.
Charakteristisch für das Schaffen der Künstlerin ist eine vielschichtige, spannungsreiche Formensprache. Die großformatigen „Baupläne“ in farbiger oder reduzierter Schwarz-Grau-Optik erinnern an technische Anleitungen zu Maschinen. Ihre offene, mehrdeutige Form eröffnet vielfältige Interpretationsräume. Ein zentrales Element in Pfanners künstlerischer Praxis ist die experimentelle Materialkombination von Stoff und Latex. Während Latex mit seiner hautähnlichen Haptik Objekte weich und porenlos umhüllt, schaffen die Verbindungen mit Textilien skulpturale, taktile Effekte und verleihen der Arbeit eine sinnliche, zugleich konzeptuelle Tiefe.
Obwohl Stoff historisch oft mit weiblicher Arbeit assoziiert wird, geht Carmen Pfanners Werk über eine feministische Lesart hinaus. Vielmehr entwickelt sich ein organischer Kosmos, in dem die einzelnen Werke als miteinander verbundene „Geschöpfe” in einem fortwährenden Entwicklungsprozess stehen. Das kreisförmige Konzept verleiht der Ausstellung eine lebendige, sich ständig erweiternde Struktur.
Die in Dornbirn geborene Künstlerin arbeitet und lebt in Vorarlberg.
„Regnis Singer“ von Carmen Pfanner
15. Juli bis 31. August 2025, Dienstag bis Sonntag, 11–18 Uhr