C4 - Das Kunstmuseum Liechtenstein als lebendiger Ort der Begegnung

C4 bildet den Auftakt des Ausstellungsprogramms der neuen Direktorin Letizia Ragaglia und spiegelt als titelgebende Formel zugleich ihre Vision für die zukünftige Positionierung des Kunstmuseum Liechtenstein als lebendigen Ort der Begegnung und der Reflexion von Geschichte wider.

Alle gezeigten Positionen eint ihre besondere Art des Geschichtenerzählens. Bei der argentinischen Künstlerin Mercedes Azpilicueta geht es um die Geschichte von Subkulturen und Aussenseiter:innen, die sich jenseits des Mainstreams bewegen. Im Aufbau eines kulturellen Gedächtnisses wird ihre Rolle neu erzählt. Das Mailänder Künstlerpaar Invernomuto entlarvt in seinen Arbeiten Mystifizierungen und Legenden der Vergangenheit als konstruierte Fiktion. Und prägende Orte des Alltagslebens stehen bei der in New York lebenden Künstlerin Diamond Stingily sowie bei der aus dem Iran stammenden Nazgol Ansarinia im Mittelpunkt ihrer biografischen Auseinandersetzung mit Geschichte.

Die einzelnen Beiträge der Ausstellung eröffnen individuelle Blicke auf eine vergangene Zeit und zeigen im Zusammenspiel, wie deren Interpretation heute aussehen kann.

Darüber hinaus ist C4 das Ergebnis einer Auseinandersetzung von vier unterschiedlichen zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern mit der Sammlung und damit auch der Geschichte des Museums: Das "C" im Ausstellungstitel verweist auf die Collection als Basis und Ausgangspunkt, doch schwingt im C auch "cooperation", "collaboration" und "contamination" mit. Nazgol Ansarinia, Mercedes Azpilicueta, Invernomuto und Diamond Stingily werfen ihren persönlichen Blick auf die Bestände des Kunstmuseum Liechtenstein und begegnen in ihren jeweiligen Einzelpräsentationen mindestens einem Werk daraus. Ihre Arbeiten und die Begegnung mit anderen Werken laden im Sinne Hannah Arendts ein, zu "verlernen", also vorgefasste Bilder zu befragen und neue Betrachtungsweisen zuzulassen.

In der Ausstellung präsentiert unter anderem einen raumfüllenden "umgekehrten" Swimmingpool sowie eine Textilarbeit mit Kostümen, die an den Kampf der Frauen aus der Arbeiterklasse für ihre Rechte während der 1920er-Jahre in den Niederlanden erinnert. Darüber hinaus wird im Museum eine riesige Kopie der Lourdes-Grotte aus Wachs aufgebaut und eine raumgreifende Installation gezeigt, in der auf einem rosa Teppich kleine Bronze-Skulpturen in der Form von Körperfragmenten als Spuren der persönlichen Erinnerung auftreten. In unterschiedlichen Begegnungen treffen die Arbeiten auf Werke aus der Sammlung des Museums von Absalon, Anne Marie Jehle oder Pino Pascali. C4 umfasst darüber hinaus Performance- und Soundelemente.

Nazgol Ansarinia, geboren 1979 in Teheran, lebt und arbeitet in Teheran
Mercedes Azpilicueta, geboren 1981 in La Plata, Argentinien, lebt und arbeitet in Amsterdam
Invernomuto: Simone Bertuzzi, geboren 1983 in Piacenza, und Simone Trabucchi, geboren 1982 in Piacenza, arbeiten seit 2003 als Invernomuto zusammen und leben in Mailand und Vernasca
Diamond Stingily, geboren 1990 in Chicago, lebt und arbeitet in New York

C4
20. Mai bis 4. September 2022
kuratiert von Letizia Ragaglia