Brus & Rainer in der Albertina

Im Zentrum der Ausstellung "Am Horizont der Sinne. Am Horizont der Dinge", die vom 14. Oktober 2009 bis 18. Februar 2010 in der Wiener Albertina zu sehen ist, stehen 70 Gemeinschaftsarbeiten der beiden Künstler aus den Jahren 2008/09. Zunächst überarbeitete Arnulf Rainer (*1929) die Blätter malerisch, mit denen dann anschließend Günter Brus (*1938) in einen vorwiegend literarischen Diskurs tritt.

Bereits 1986 waren unter dem Titel "Vertiefung mit Bewölkung" Gemeinschaftsarbeiten der beiden Künstler publiziert worden. Auch diesmal arbeiteten die Künstler - mit Ausnahme des Titelblattes zum Katalog "Am Horizont der Sinne. Am Horizont der Dinge" - zeitversetzt und jeweils allein an dem Konvolut, und nicht in einer zeitgleichen und unmittelbaren Zwiesprache. Die Grenzen zwischen den "Bild-Dichtungen" von Brus und den Übermalungen von Rainer verfließen. Thematisch aufeinander bezogene Gruppen wechseln sich mit Einzelblättern ohne vorgegebene Anordnung ab. Das Ergebnis ist ein sensibler Dialog zwischen den vielfältigen und differenzierten Formensprachen der beiden Künstler.

Mit 29 Jahren, im Sommer 1968, ist der damalige Aktionist und heutige Staatspreisträger Günter Brus wohl der umstrittenste Künstler Österreichs. Auf Grund seiner "Körperanalyse" im Rahmen der Veranstaltung "Kunst und Revolution" an der Wiener Universität erklärt man Brus in einer Pressekampagne zum "meistgehaßten Österreicher". Inzwischen sind weitere 41 Jahre im Leben des Künstlers vergangen und Brus wird als einer der herausragendsten und vielseitigsten Künstlerpersönlichkeiten des Landes geschätzt und gefeiert. Sowohl sein Beitrag zum österreichischen Aktionismus in den 60er Jahren wie auch seine seit den 70er Jahren enstehenden bildnerisch-literarischen Grenzüberschreitungen sind ein unauslöschlicher Bestandteil der österreichischen Kunstgeschichte.

Arnulf Rainer ist der international bekannteste österreichische Künstler der Malerei der Nachkriegszeit. Mit seinen "übermalten" Bildern setzte der 1929 in Baden bei Wien geborene Künstler einen völlig neuen Akzent in der Kunstproduktion Europas. Seine in den frühen 60er Jahren formulierte Idee von der "Malerei um die Malerei zu verlassen" erregte schon sehr bald internationale Aufmerksamkeit. Zuvor hatte sich Rainer durch die Bekanntschaft mit Fuchs, Lehmden und Brauer dem phantastischen Realismus zugewandt, der ihn aber ebensowenig befriedigte wie ein Studium an der Akademie der bildenden Künste, das er bereits nach drei Tagen wieder beendete. Im Laufe seines Schaffens fertigte Rainer vielfältige Variationen seines Übermalungskonzeptes an, diese reichen von übermalten Grimassenfotos, über expressive Fingermalereien bis zu großen Kreuzserien.


Am Horizont der Dinge
14. Oktober 09 bis 18. Februar 10