Brave Lonesome Cowboy

Am 26. Mai 2007 jährte sich zum hundertsten Mal der Geburtstag von Marion Michael Morrison, berühmt geworden unter seinem Pseudonym John Wayne. Wie kein anderer verkörpert er den Western und hat die Rolle des raubeinigen, aber rechtschaffenen Cowboys, des pflichttreuen Soldaten und gerechten Sheriffs entscheidend mitgeprägt, aber ebenso dazu beigetragen, dass die Geschichte der Eroberung des Wilden Westens rücksichtslos glorifiziert und der Genozid an den Ureinwohnern schlicht ignoriert wurde.

John Waynes Regisseure wie John Ford oder Howard Hawks haben die Vorstellung der weiten Landschaft, von Freiheit und Unabhängigkeit bestimmt, und ihre Filme haben bis heute nichts an Faszination eingebüsst. Grund genug, der legendären Filmfigur bzw. dem Genre des Westerns eine Ausstellung zu widmen und den durch Hollywood geprägten Mythos aus der Perspektive der Gegenwartskunst zu befragen.

Der Mythos lebt! Das Genre des Westerns ist nach wie vor präsent. Seine narrativen Strukturen und Motive sind ungebrochen faszinierend: in den Filmen wird Neuland zivilisiert, es werden gesellschaftliche Ordnungen implementiert und Aufbrüche gewagt. Verführerisch ist die fast naive Idee des Guten, das sich gegen das Böse durchsetzt.

Die Bandbreite, in welcher Bilder, Erzählmuster oder auch Aspekte der Ethik des Westerns in der Gegenwartskunst reflektiert werden, ist immens. Wir finden als Topoi Bezugnahmen zur Weite der Landschaft des Westerns wie zur Klarheit seiner Protagonisten, zur Konstruktion und Dekonstruktion von Mythen sowie zur Inszenierung und Faktizität des Guten. Die Kategorie "Native Americans" gehört ebenso dazu, denn Indianer bilden im Western häufig nur Hintergrund, fungieren als das Böse oder als Opfer und werden so als ein Teil der Konstruktion von Mythologie instrumentalisiert.

Wie die Gegenwartskunst Topoi des Westerns reflektiert, hat durchaus auch aktuelle politische Hintergründe. George W. Bush bediente sich in seinem letzten Wahlkampf gewisser Klischees des Westerns. Überhaupt zeichnet sich die amerikanische Politik durch eine Funktionalisierung und zugleich Pervertierung von moralischen Western-Grundmustern aus.

Die Ausstellung "Brave Lonesome Cowboy", die vom 25. August 2007 bis 27. Januar 2008 im Kunstmuseum St.Gallen zu sehen und in Kooperation mit der Villa Merkel in Esslingen erarbeitet worden ist, versammelt herausragende Beiträge zeitgenössischer Kunst: Christoph Dettmeier, Dunja Evers, Andrea Geyer, Rodney Graham, Alex Hanimann, Lori Hersberger, Tatjana Marusic, Astrid Nippoldt, Richard Prince, David Reed, Roman Signer, Christina da Silva und Christian Vetter.


Katalog: Zur Ausstellung erscheint im Verlag für moderne Kunst Nürnberg ein umfangreicher Reader mit Texten von Sonia Amelio, Andreas Baur/Konrad Bitterli, Peter Müller, Edgar O’Hara, Markus Raab u.a.m.

Brave Lonesome Cowboy
Der Mythos des Westerns in der Gegenwartskunst
oder: John Wayne zum 100. Geburtstag
25. August 2007 bis 27. Januar 2008
Eröffnung: Freitag, 24.8.07, 18.30 Uhr