Bogdan Bogdanović. Der verdammte Baumeister

Bogdan Bogdanović, 1922 in Belgrad geboren, war nicht nur der führende und herausragendste Denkmalarchitekt des ehemaligen Vielvölkerstaates Jugoslawien, sondern auch ein unkonventioneller Urbanologe, Essayist, Schriftsteller, Philosoph und noch vieles mehr, der "baute, um schreiben zu können und schrieb, um bauen zu können". Auch eine politische Karriere kann Bogdanović aufweisen: von 1982 bis 1986 war er Bürgermeister von Belgrad.

Zwischen 1951 und 1981 realisierte Bogdanović in vielen Teilen des ehemaligen Jugoslawien 19 Gedenkstätten als Zeichen gegen Krieg und Vernichtung. Bogdanović entschied sich für eine kulturübergreifende Architektursprache, frei von ideologischen Insignien. Für jeden dieser Orte entwickelte der unermüdliche Zeichner neue Formen – immer im Dialog mit den lokalen Gegebenheiten. Keine der 19 Gedenkstätten gleicht einer anderen, jede für sich ist einzigartig. In seinem Selbstverständnis als "Baumeister" war es ihm überaus wichtig, im Austausch mit den Steinmetzen die unterschiedlichen Denkmäler in einer Art "work-in-progress" zu erarbeiten. Sein poetischer und dennoch pathosloser Umgang mit Stätten der Zerstörung fand vor allem in der berühmten Blume von Jasenovac, die an der Stelle eines ehemaligen Konzentrationslagers steht, seinen Höhepunkt. Die Partisanennekropole in Mostar/Bosnien-Herzegowina sowie der Gedenkfriedhof für die Opfer des Faschismus in Sremska Mitrovica/Serbien zählen zu den wichtigsten dieser Gedenkstätten.

Bogdan Bogdanović unterrichtete 35 Jahre lang an der architektonischen Fakultät der Universität Belgrad und rief schon sehr früh das Unterrichtsfach Urbanologie ins Leben. Nicht bloß der Städtebau, auch und vor allem der Ursprung und die Metaphysik der Stadt standen dabei im Mittelpunkt. In den 70er Jahren ging er noch einen Schritt weiter und gründete die "Dorfschule für Philosophie der Architektur" in der Nähe von Belgrad, wo er alternative Workshops und Kurse leitete und nicht zuletzt in diesem Zusammenhang als "Architekturesotheriker oder -philosoph" bezeichnet werden kann.

Bogdanović wuchs in einem Haus auf, in dem das geschriebene Wort einen überaus hohen Stellenwert hatte. Er begann daher bald als Theoretiker zu arbeiten und schrieb eine Reihe von poetisch angehauchten Architekturbüchern. In seinem ersten Werk "Der kleine Urbanismus" aus dem Jahr 1958, stellte er die Persepektive des Einzelnen als Maßstab aller städtebaulichen Eingriffe dar. Es ging ihm generell um die Schaffung einer Architektur, die der Sprache entspringen würde. Zu den ins Deutsche übersetzten Werken zählen u.a. "Der verdammte Baumeister" und "Die grüne Schachtel".

Die monografisch aufbereitete Ausstellung gliedert sich in vier Abschnitte. Der größte Teil ist den Denkmälern gewidmet, von denen alle 19 in der Ausstellung gezeigt werden. Bogdanović beschäftigte sich während seiner Laufbahn u.a. mit dem Wohnbau – zwei seiner Häuser werden in einem eigenen Bereich präsentiert. Der dritte und vierte Abschnitt der Ausstellung bringt uns Bogdanović als Schriftsteller und Lehrer näher. Anhand von Fotografien, Zeichnungen, Film- und Textmaterial erschließt sich die Ausstellung dem/der Besucher/in als Ensemble aus schwebend-hängenden Elementen, gestaltet vom Architekturbüro BWM Architekten und Partner.

2005 übergab Bogdan Bogdanović sein zeichnerisches Archiv dem Architekturzentrum Wien. In der Sammlung befinden sich über 12.500 Werke des Architekten, darunter sowohl architektonische Entwürfe als auch unzählige Skizzen und Zeichnungen. Nun ist es erstmals möglich, die Arbeits- und Denkweise des "Architekturphilosophen" nachzuvollziehen und in einer umfangreichen Schau zu zeigen. Seit 1993 lebt Bogdanović gemeinsam mit seiner Frau in Wien.

Zur Ausstellung erscheint der Katalog "Bogdan Bogdanović. Memoria und Utopie in Tito-Jugoslawien" sowie die Ausgabe 42 der Eigenpublikation "Hintergrund".


Bogdan Bogdanović. Der verdammte Baumeister
5. März bis 2. Juni 2009