"Blow-Up" im Fotomuseum Winterthur

Von Michelangelo Antonioni 1966 realisiert, nimmt "Blow-Up" nicht nur in der Film-, sondern auch in der Fotogeschichte eine einzigartige Stellung ein. Kaum ein anderer Spielfilm hat jemals so differenziert die vielfältigen Bereiche der Fotografie gezeigt und auf so ausführliche und zeitlose Weise zu ergründen ver-sucht. Das fotografische Spektrum ist entsprechend breit gefächert und reicht von der Modefotografie über die Sozialreportage und Pop-Art bis hin zur abstrakten Fotografie.

Die Ausstellung "Blow-Up" zeigt diese vielseitigen Themen in fünf grossen Kapiteln und stellt durch filmische Sequenzen inhaltliche Bezüge zu Antonionis Meisterwerk her. Neben Film Stills, die dem Kinobesucher die Handlung in wenigen fotografischen Bildern erzählen, werden sowohl Werke präsentiert, die tatsächlich in Blow-Up zu sehen sind, als auch Bilder von David Bailey, Terence Donovan, Richard Hamilton, Don McCullin und Ian Stephenson gezeigt, die das vibrierende London der Swinging Sixties ins Rampenlicht stellen.

Erstmals in der Schweiz werden die berühmten Fotos zu sehen sein, die der Hauptdarsteller in Antonionis Geschichte heimlich in einem Park von einem Liebespaar aufnimmt. Der Protagonist glaubt, mit diesen Aufnahmen zufällig einen Mord dokumentiert zu haben. Die Bilder erweisen sich jedoch als ambivalente Beweise, denn auch Vergrösserungen – Blow-Ups – zeigen kein klares Bild der vermeintlichen Leiche. Dieser filmische Abriss über die Repräsentation von Bildern und deren Mehrdeutigkeit ist seither künstlerische Basis vieler zeitgenössischer FotografInnen. Antonionis Filmklassiker bleibt seit seiner Entstehung 1966 weiterhin rätselhaft und hat auch heute nicht an Relevanz verloren.

Die Ausstellung kontextualisiert aber auch Michelangelo Antonionis besondere Beziehung zur Fotografie. Diese tritt in der Charakterisierung seiner Hauptfigur Thomas am deutlichsten hervor. Nicht nur ist der von David Hemmings verkörperte Protagonist ein Modefotograf, sondern er arbeitet auch an einem Bildband mit Sozialreportagefotografien. Um sowohl die Figur als auch die beiden Arbeitsfelder von Thomas authentisch zu schildern, orientierte sich Antonioni an realen britischen Fotografen der Zeit, deren Tätigkeit und Umfeld der britischen Mode(foto)szene er vor den Dreharbeiten minutiös recherchiert hatte. Antonioni schickte im Zuge seiner Vorbereitungen Fragebögen an Modefotografen und besuchte sie in ihren Studios. Daraufhin lud er einige von ihnen ein, aktiv am Film mitzuwirken.

Die Ausstellung Blow-Up präsentiert die Originalwerke, welche Antonioni inspiriert hatten oder gar zu einem Bestandteil seines Spielfilms wurden: etwa Don McCullins Reportagefotos, die der Protagonist an einer Stelle des Filmes durchblättert, und Modefotos von John Cowan, die im Fotostudio zu sehen sind. Mit der Verbindung von Film, Fotografie und Film-Stills situiert sich die Ausstellung in einem zentralen visuellen Spannungsfeld. Eine Zusammenarbeit zwischen der Albertina, Wien, und dem Fotomuseum Winterthur.


Blow-Up
Antonionis Filmklassiker und die Fotografie
13. September bis 30. November 2014