The Black Saint and the Sinner Lady

Daniel Richter, einer der erfolgreichsten Jungstars der zeitgenössischen deutschen Malerei, gestaltet dieses Jahr das Bühnenbild für eine Produktion der Salzburger Festspiele. Alban Bergs Neuinszenierung der Oper "Lulu" unter der Regie von Vera Nemirova ist ein willkommener Anlass, dem Künstler im MdM Rupertinum eine eigene Werkschau zu widmen.

Die Ausstellung mit dem Titel "The Black Saint and the Sinner Lady" zieht sich über zwei Stockwerke und beginnt mit der Präsentation des original Modells des Bühnenbilds zur diesjährigen Opernproduktion. Dies wird von Backstage Fotografien, die während den Arbeiten am Bühnenbild entstanden sind, begleitet. Weiters wird ein Originalbild, das als direkte Vorlage in die Bühnengestaltung eingeflossen ist, zu sehen sein.

Den Schwerpunkt der Ausstellung bildet ein Konvolut von etwa 100 kleinformatigen Arbeiten der letzten Jahre, die allesamt aus dem Archiv des Künstlers stammen und im MdM Rupertinum größtenteils erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die Arbeiten zeigen einen Querschnitt des künstlerischen Schaffens Richters und bieten Einblick in die facettenreichen Themen und Motivwelten seiner Malerei. Die kleinformatigen Arbeiten sind eine Mischung aus Archiv und Tagebuch, Vor- und Nachbearbeitung der großformatigen Bilder Richters. Zusammen repräsentieren sie ein Versuchsfeld. Einige davon haben Titel und sind datiert, andere wiederum nicht. Manche sind Experimente, Proben, Skizzen, die als Vorstudien für große Gemälde dienen, andere wurden, nachdem sie geraume Zeit im Atelier des Künstlers standen, erneut herangenommen, überarbeitet und zu stark wirkenden Bildkompositionen ausgearbeitet.

Gesellschaftliche und politische Themen fließen ebenso in Richters Malerei ein, wie Elemente der "Urban Culture" mit Graffiti, Comics und Musik. Nicht zuletzt findet man auch Zitate aus der Literatur und der Kunstgeschichte in Richters Bildwelten. Die silhouettenhaften figurativen Darstellungen Richters, die zu schattenhaften Wesen mutieren, sind überwiegend in düstere Umgebungen eingebettet, Wälder in der Dämmerung, leere urbane Räume, die lediglich von erleuchteten Straßenlaternen erhellt werden, dunkle Orte, die intuitiv eine Stimmung des Unbehagens hervorrufen, verbreiten einen mystischen Zauber, der laut Richter in der Realität angesiedelt ist. "Ich würde sagen, dass die Malerei die Fortsetzung der Realität ist, nicht das Traumes. Die Realität mag albtraumhaft sein, aber ich male ja auch nicht in einem Elfenbeinturm". Die Arbeiten Daniel Richters lassen trotz ihrer erkennbaren Ikonografie bewusste Interpretationsfreiheit. Sie sind irgendwo zwischen Traum und Wirklichkeit angesiedelt und lassen genügend Spielraum für den Betrachter.

Daniel Richter, 1962 in Norddeutschland geboren, gehört heute zu den erfolgreichsten deutschen Malern seiner Generation. Nach Jahren in der autonomen Szene Hamburgs begann er erst mit knapp 30 Jahren sein Studium der Malerei bei Werner Büttner. Mitte der 1990er Jahre entwickelte Richter einen großformatigen abstakten Malstil. Erst um das Jahr 2000 begann er figurativ zu malen. Bekannt für seine überdimensional großen und farbintensiven Bilder, spielen seine kleineren Formate in den letzten Jahren eine immer wichtigere Rolle. Richter, der soeben seinen Lebensmittelpunkt von Hamburg ganz nach Berlin verlegt hat, hat seit 2006 eine Professur an der Akademie der bildenden Künste in Wien inne.

Daniel Richter. The Black Saint and the Sinner Lady
24. Juli bis 17. Oktober 2010