Bildhauerin Gerda Fassel †

Die 1941 in Wien geborene Bildhauerin Gerda Fassel ist vergangenen Dienstag nach längerer Krankheit in der Donaumetropole gestorben. 

Fassel besuchte nach einer kaufmännischen Lehre auch die Kunstschule, bevor sie 1962 in die USA ging. Nach ihrer Rückkehr folgte zunächst die Matura und dann das Studium an der Akademie/Hochschule für angewandte Kunst bei Hans Knesl und Wander Bertoni. 

In den frühen 1970ern wurde Fassel dann freischaffende Bildhauerin. Sie war feministische Künstlerin, lange bevor dieses Attribut einen positiven Klang bekam, propagierte neue Körperbilder, lange bevor der Begriff „Bodyshaming“ im deutschen Sprachraum bekannt wurde. Unter dem Titel „Weibstrümmer“ gestaltete sie weibliche Bronzen mit mächtigen Formen, die zu ihrem Markenzeichen wurden.

Sie hatte von 1996 bis 1998 eine Gastprofessur für Bildhauerei an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien inne, übernahm dann in Nachfolge von Alfred Hrdlicka bis 2006 das Ordinariat für Bildhauerei an der Hochschule/Universität für angewandte Kunst in Wien.

Fassel war allerdings auch eine Künstlerin, die nie ganz aus der zweiten Reihe heraustreten konnte. Erstens, weil sie Bildhauerin und nicht Bildhauer war. Zweitens, weil sie der Lehre und damit der Kunstvermittlung verpflichtet war. Und drittens, weil der Kunstbetrieb in ihrer entscheidenden Karrierephase Frauen noch Steine in den Weg legte.

"Quasi als Pionierin eines Body Positivity-Gedankens schuf Gerda Fassel Kunstwerke jenseits normierter Körperbilder und wird daher nicht nur durch die Massivität ihres bildnerischen Materials, sondern auch als rebellische Vertreterin der heimischen feministischen Avantgarde erinnert werden“, zollte Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) der Verstorbenen ihren Respekt.

Umso ironischer, dass von ihrem Œuvre im öffentlichen Raum wohl ausgerechnet die Büste eines Mannes in Erinnerung bleiben wird: Das 2008 enthüllte Abbild Che Guevaras im Wiener Donaupark.