Bilder in der Schwerindustrie

Bis 7. November 2007 sind Technik und Kunst im Technischen Museum Wien in einer ungewöhnlichen Verbindung zu sehen: In der Museumsabteilung »Schwerindustrie und Bergbau« werden rund zwanzig Gemälde der oberösterreichischen Malerin Maria Moser präsentiert. Die meisten Bilder wurden eigens für diese Ausstellung geschaffen. An Objekten und Wänden platziert oder auch in den Raum gestellt, bilden sie einen interdisziplinären Exkurs mit Rückwirkung.

Feuer und Eisen, als Auseinandersetzung mit der Verwandlung von Natur in Kultur, bilden die Grundthemen des Schaffens der Künstlerin Maria Moser. Davon zeugen großformatige abstrakte, farbenkräftige Bilder sowie Skulpturen. Die Schausammlung »Schwerindustrie und Bergbau« informiert auf 2500 Quadratmetern über Bergbau, über Erzeugung und Verarbeitung von Metallen im ökonomischen und sozialen Umfeld. Der nach oben hin offene, von einer Jugendstilkuppel umschlossene Raum wird dominiert von einem 130 Tonnen schweren LD-Tiegel, welcher zur Stahlerzeugung diente. In einem Experiment laden nun die Werke Maria Mosers ein, sich auf einen außergewöhnlichen Dialog zwischen Kunst und technisch-kulturhistorischer Ausstellung einzulassen.

Kunst und Technik – wie passt das zusammen? Mehr als man zunächst denken möchte: So waren beispielsweise früher die »Künste« ein Sammelbegriff für komplizierte mechanische Vorrichtungen; dazu zählten die »Wasser-« und »Förderkünste« im Bergbau. Eine weitere Verbindung besteht darin, dass im Zeitalter der frühen Industrialisierung viele Maschinen eine künstlerische Ausführung erhielten. Davon zeugen etwa die Verzierungen an der Konstruktion eines gusseisernen Zylinder-Hochofengebläses aus dem Jahr 1847, das in unserer Schausammlung »Schwerindustrie« gezeigt wird. Dort ist auch ein Gemälde mit dem Titel »Der Erzberg« ausgestellt, welches Richard Harlfinger 1929 geschaffen hat – eine Darstellung, die in expressionistischer Anmutung die Erz-Aufbereitungsgebäude am Fuß des »steirischen Brotlaibs« dokumentiert und damit als Beleg für die abbildende Funktion von Kunst gelten kann.

Mit der Ausstellung »Triebwerke« geht das Technische Museum Wien neue Wege in der Vermittlung von Technik durch zeitgenössische Kunst. Wie vielleicht keine andere Künstlerin ist Maria Moser mit ihren großformatigen, farbenkräftigen Bildern und Stahlskulpturen – eine davon steht für die Dauer dieser Schau vor dem Eingang zum Museum – befähigt, diese zu gestalten. Mit Erfolg stellt sie sich der Herausforderung, mit ihren Werken vor den wuchtigen Objekten dieser Ausstellung nicht zur zu bestehen, sondern ihnen sogar noch neue Dimensionen zu verleihen. Sie ergänzt und verfremdet gleichermaßen die Zeugnisse technischer Kultur und schärft unseren Blick für die intensiven Farben von Schmelze und Glut wie auch für die Kraft und Dynamik der Bewegungen, welche für diesen Bereich der materiellen Produktion charakteristisch sind. Den Kontrapunkt zu diesen Bildern bildet eine Stahlskulptur Maria Mosers rechts vor dem Eingang zum Museum.

Maria Moser, geboren 1948 in Frankenburg (Oberösterreich), wuchs im Umfeld der elterlichen Schmiede auf. Von 1968 bis 1973 besuchte sie die Akademie der Bildenden Künste in Wien und erwarb das Diplom für Malerei. Die international renommierte Künstlerin arbeitet freischaffend in Frankenburg und in Wien. Ihre Werke waren in zahlreichen Ausstellungen zu sehen, unter anderem im ehemaligen Fabriksgebäude einer Sensenschmiede in Scharnstein (1998) und im Wiener Kunsthistorischen Museum – Palais Harrach (2003/04).


Zur Ausstellung erscheint eine Katalogbroschüre und eine Druckgrafik; sie sind im Shop des Technischen Museums Wien erhältlich.

Maria Moser. Triebwerke
9. November 2006 bis 7. November 2007