Mit der Ausstellung "Bild & Wort - Künstlerisch-literarische Bezüge in der Sammlung" widmet sich das Kunsthaus Zug anhand ausgewählter Werke aus der eigenen Sammlung dem faszinierenden Dialog zwischen Bild und Wort.
"Ich glaube, dass jeder Künstler ein Dichter sein muss", schrieb Egon Schiele 1918 in einem Brief. So weit muss man nicht gehen, um das fruchtbare Verhältnis von Wort und Bild seit der Moderne zu erkennen. Die Ausstellung zeichnet dieses vielfältige und offene Spannungsfeld anhand der reichen Sammlungsbestände nach. Zu den Höhepunkten zählen Neuzugänge aus Ankäufen und Schenkungen, die erstmals präsentiert werden, darunter Werke aus dem Nachlass von Peter und Christine Kamm, der Max von Moos Stiftung sowie eine Schenkung von Dieter Schwarz.
Die Ausstellung untersucht die Wechselwirkung von Bild und Wort seit dem Beginn der Klassischen Moderne. Auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen und in dem Wunsch, Konventionen zu brechen, fanden Kunstschaffende und Literat:innen Ende des 19. Jahrhunderts Inspiration in der jeweils benachbarten Disziplin. Schiele schrieb eigene Gedichte, angeregt durch die moderne französische Lyrik, die im Wien der Jahrhundertwende hochaktuell war. Alfred Kubin illustrierte Bücher u.a. von Edgar Allan Poe, Hermann Hesse und Elias Canetti. 1908 schrieb er selbst einen Roman, der im folgenden Jahr unter dem Titel "Die andere Seite" mit 52 eigenen Illustrationen erschien. Kubin beeinflusste Schriftsteller wie Gustav Meyrink und Franz Kafka sowie die deutschsprachigen Surrealisten, als deren Wegbereiter er gilt.
Marcel Duchamp spielte mit Worten, um die Konventionen des Kunstbetriebs humorvoll in Frage zu stellen. Ihre teils irritierenden Titel wurden zum Kopfkino, ihr konzeptionelles Werk zur Inspirationsquelle vieler nachfolgender Künstler:innen - bis heute. Für die Dadaist:innen war Sprache ein zentrales Kunstelement: Sie zerstückelten sie, schufen Lautgedichte, experimentierten mit Rhythmen und Klängen. Auch die Surrealist:innen verbanden nicht zusammengehörige bildnerische und sprachliche Elemente. Mit Methoden wie der Écriture automatique erforschten sie ihr Unterbewusstsein, indem sie Wörter, Bilder und Gefühle assoziativ zu Papier brachten. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Dialog zwischen Bild und Wort in verschiedenen Formen fortgesetzt. Die Mitglieder der Wiener Gruppe (u.a. Gerhard Rühm, Oswald Wiener, Friederike Mayröcker), mit denen Dieter Roth eng verbunden war, beschäftigten sich ausgehend von Dada und Surrealismus intensiv mit der Entwicklung von Lautpoesie und visueller Poesie.
Die fruchtbaren Beziehungen zwischen Bild und Wort wirken bis in die jüngste Gegenwart. Für die zeitgenössische Künstlerin Bethan Huws beispielsweise bilden Linguistik und Sprache eine wichtige Grundlage ihres Schaffens. Dabei bezieht sie sich häufig auf die Vergangenheit, insbesondere auf Duchamp. Die Neonarbeit "I’ve forgotten to feed the cat, I haven’t got a cat" leuchtet ab 2020 an den Wänden des Kunsthauses.
Die vielfältigen Inhalte der Sammlungsausstellung sind chronologisch-thematisch geordnet. Mal spielerisch, mal poetisch, beunruhigend und humorvoll wird das Verhältnis von bildnerischer Kunst und Sprache ausgelotet und dem Publikum zugänglich gemacht.
Mit Werken von Herbert Bayer, Georges Braque, Giorgio De Chirico, Trudi Demut, Friedrich Dürrenmatt, Max Ernst, Juan Gris, George Grosz, Bethan Huws, Wassily Kandinsky, Friedrich Kiesler, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Alfred Kubin, Brigitte Kowanz, Meret Oppenheim, Dieter Roth, Egon Schiele, Kurt Schwitters, Kurt Seligmann und vielen anderen.
Bild & Wort
Künstlerisch-literarische Bezüge in der Sammlung
bis 8. Juni 2025