Between the Sun and the Moon

Bei den Planungen von Studio Mumbai treten moderner Entwurf, Materialität, und traditionelles Handwerk in einen selbstverständlichen Dialog mit der Umgebung und sind in einer beeindruckenden Weise sinnlich präsent. Studio Mumbai wurde 2005 als eine Arbeitsgemeinschaft, die sich sowohl dem architektonischen Entwurf als auch dem Design widmet, von Bijoy Jain gegründet. Der in Mumbai geborene Architekt studierte in den USA und arbeitete danach bei Richard Meier in Los Angeles und später in London.

Das Werkstattbüro von Studio Mumbai befindet sich in Alibag in einer teilweise noch ländlichen Umgebung im Südwesten der indischen Metropole und stellt sich eher als eine Infrastruktur aus Wissen und Fertigkeiten als ein klassisches Architekturbüro dar. In einer großen Hofanlage arbeiten Architekten und Handwerker bis in die Details zusammen an der Projektentwicklung. Von den über hundert Mitarbeitern in Alibag sind nur wenige planende Architekten, der überwiegende Teil sind Handwerker: Steinmetze, Maurer, Zimmerleute, Möbelschreiner, Blechschmiede. Das Wissen und die Fähigkeiten der Mitarbeiter decken den gesamten materialen Umsetzungsprozess eines Projektes ab. Wesentliche Partner im Studio Mumbai sind der amerikanische Architekt Samuel Barclay, der Zimmermann Jivaram Sutar, Pandurang Malekar (Steinmetz) and Bhaskar Raut (Steinmetz und Zimmerman).

Die Gebäude sind keine konzeptionell durchgeplanten Projekte, die dann nachgelagert von den ausführenden Handwerkern realisiert werden. Charakteristisch ist vielmehr, dass aus einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Ort im permanenten Wechselspiel von Studio und Workshop die Projekte sukzessive entwickelt werden. Der Ort, der Entwurf und die Möglichkeiten der handwerkliche Umsetzung sind verschränkt, es gibt keine Dominanz des Entwurfsidee über die Umsetzung. Darin liegt die Quintessenz des Nebeneinanders von Studio und Workshop.

Die Ausstellung verdankt ihren Titel dem Unterschied der Planungskulturen. "Between the Sun and the Moon" ist ein Gleichnis über die unterschiedlichen Haltungen und Tempi im Planungsprozess. Da ist zum einen der europäisch-amerikanische Effizienzgedanke, der gewissermaßen mit dem klaren Schattenwurf der Ausschließlichkeit gewolltes von ungewolltem in der Planung abgrenzt. Die Projektgenerierung auf dem indischen Subkontinent hingegen entspricht eher der Unschärfe im Mondlicht. Wie die Gezeiten den Verlauf einer Küste formen, so entsteht aus einem Wechsel der Möglichkeiten und Einschränkungen die eigentliche Gestalt des Projektes. Diese sich sonst ausschließenden Pole produktiv zu verbinden, ist spezifisch für die Arbeit von Studio Mumbai.


Between the Sun and the Moon
Die Wiederentdeckung des indischen Handwerks
16. April bis 21. August 2016