Bestandteile des Raumes

Mit der Einzelausstellung der 1985 verstorbenen Malerin und Plastikerin Charlotte Posenenske (1930–1985) beginnt das neue Ausstellungsprogramm 2010 im Haus Konstruktiv. Posenenskes Werk und ihre Biografie sind geprägt von einer beeindruckenden Klarheit und Entschlossenheit: Nachdem sie über den Weg einer abstrakt-gegenständlichen Malerei zu einem radikalen und gleichzeitig feinsinnigen Minimalismus gefunden hatte, beendete Charlotte Posenenske im Jahr 1968 – dem für die ganze Welt paradigmatischen Jahr – ihre künstlerische Laufbahn und studierte Soziologie. Sie selbst bemerkte dazu: "Es fällt mir schwer, mich damit abzufinden, dass Kunst nicht zur Lösung drängender gesellschaftlicher Probleme beitragen kann."

Charlotte Posenenske zählt zu den wichtigsten Vertreterinnen der Minimal Art der 1960er Jahre und verbindet in ihrem Werk das minimalistische Konzept mit einem konsequent demokratischen Ansatz: Die Elemente ihrer um 1965 entstandenen Skulpturen aus standardisierten Bau- und Industriematerialien können in Serien frei kombiniert werden. Zudem führen sie den Anspruch an einen Öffentlichkeitscharakter der Kunst so weit, dass die Skulpturen – werden sie z.B. an kunstfremden Orten im Umfeld von Architektur, Strassen- und Flugverkehr aufgestellt – oft kaum noch von ihrer Umwelt zu unterscheiden sind.

Haus Konstruktiv würdigt als erstes Schweizer Museum Charlotte Posenenske mit einer umfangreichen und retrospektivisch angelegten Ausstellung, von den impressionistisch anmutenden, gestisch-abstrakten Werken über die Streifenbilder und die plastischen Bilder bis hin zu den Stahlblech-Reliefen und den Wellpappe-Elementen. In enger Zusammenarbeit mit dem "Nachlass Charlotte Posenenske" in Frankfurt am Main wird im Erdgeschoss eine grosse Installation der Vierkantrohre aus Stahlblech direkt auf den Raum hin konzipiert. Darüber hinaus realisiert das Haus Konstruktiv zum ersten Mal die Arbeit "Raumteiler" von 1967.

Charlotte Posenenske
25. März bis 23. Mai 2010