Als letzte Neuproduktion der Spielzeit 2015/16 feiert am Freitag, 8. Juli 2016, um 19 Uhr, Vincenzo Bellinis Oper "Die Puritaner" (I Puritani) Premiere an der Oper Stuttgart. Für Jossi Wieler, Sergio Morabito (Regie und Dramaturgie) und Anna Viebrock (Bühne und Kostüme) ist es nach "Norma" (2001/02) und der zur "Aufführung des Jahres 2012" gekürten "Nachtwandlerin" (La sonnambula) die dritte Auseinandersetzung mit einer Oper von Bellini. Die Musikalische Leitung übernimmt Giuliano Carella, der derzeit auch die Rigoletto-Vorstellungen an der Oper Stuttgart dirigiert.
Die Partien von Bellinis legendärem "Puritaner-Quartett" der Uraufführung sind hochkarätig und fast ausschließlich mit Mitgliedern des Stuttgarter Solistenensembles besetzt: Die mazedonische Sopranistin Ana Durlovski gibt ihr Rollendebüt als Elvira, der albanische Bariton Gezim Myshketa gestaltet Sir Riccardo und der polnische Bassist Adam Palka singt erstmals Sir Giorgio. In weiteren Rollendebüts sind Diana Haller (Enrichetta von Frankreich), Kammersänger Roland Bracht (Lord Gualtiero) und Heinz Göhrig (Sir Bruno) zu erleben. Einziger Gast ist der uruguayische Tenor Edgardo Rocha, der mit Lord Arturo sein Rollendebüt gibt.
England im Bürgerkrieg. Die Botschaft der puritanischen Pilgerväter, die noch eine Generation zuvor zum Exodus nach Amerika gezwungen waren, hat das Land erfasst. Mit der Hinrichtung des mit den Katholiken paktierenden Königs Karl I. macht Oliver Cromwell den Weg frei für eine protestantische Republik. Doch noch zerfleischt sich das Land im Bruderkrieg. Auf der von Katholiken belagerten Puritaner-Feste Plymouth beginnt der Tag mit der Feier des Sonnenaufgangs – eine Hochzeit soll ihn krönen. Elvira, Tochter des puritanischen Generalgouverneurs, erfährt, dass der für sie ausgesuchte Bräutigam kein anderer als ihr geliebter Ritter Arturo ist. Doch Arturo ist Royalist und missbraucht die Gunst der Stunde, um mit Enrichetta, der Witwe des enthaupteten Stuart-Königs, aus der Burg zu fliehen und sie so vor dem Schafott zu retten. Mit der in ihrem Brautschleier flüchtenden Königin entflieht Elvira ihr eigenes Selbst: Sie wird wahnsinnig.
Seit ihrer umjubelten Uraufführung 1835 in Paris ist Vincenzo Bellinis letzte Oper Botschafterin der melodisch-harmonischen Entgrenzung eines ekstatischen Belcanto. "Trotz ihrer atemberaubenden musikalischen Schönheit hat es diese Oper schwerer als Bellinis Nachtwandlerin oder Norma", so Regisseur und Dramaturg Sergio Morabito. "Das liegt an der Reibung zwischen der historisierenden Stoffvorlage und ihrer überbordenden musikalischen Eigendynamik, die jeden Realismus ad absurdum führt. Uns interessieren genau die hieraus resultierenden Verkürzungen, Verschiebungen und Verformungen. Der Wahnsinn, die Schizophrenie Elviras ist von Anfang an präsent: Sie ist nicht nur der Inhalt, sondern sie prägt die gesamte Form dieses Theaterabends."
Vincenzo Bellini - Die Puritaner (I Puritani)
Premiere am Freitag, 8. Juli 2016, 19 Uhr / Opernhaus
Weitere Vorstellungen: 11. | 14. | 17. | 27. Juli 2016