„Es ist die Kunst, jaja …“, im Bregenzer Magazin 4 wird der Dokumentarfilm über Maria Lassnig von Sepp Dreissinger und Heike Schäfer in voller Länge gezeigt, aber auch an den sieben Kurzfilmen der bedeutendsten österreichischen Künstlerin des 20. Jahrhunderts bleibe ich hängen, bis alles angeschaut ist.
Gar nicht lange her, dass mich auf dem Weg ins Wien Museum der Ausstellungstitel „Auf den Schultern von Riesinnen“ ins Künstlerhaus lockte und ich in der Künstlerhaus Factory von Maria Lassnigs „Selbst als Kamera“ überrascht wurde. Von 1968 bis 1980 lebte sie in New York, wo sie für sich das Filmemachen entdeckte. Mit einfachsten Mitteln schuf sie in dieser Zeit richtungsweisende Kurzfilme, in denen ihr Konzept der „Body Awareness“ ins Bewegtbild übertragen wird. Die „Kantate“ (1992, 8 Minuten) kann ich aber schon seit der packenden Ausstellung „Europäerinnen“ im Frauenmuseum Hittisau auswendig, bei der die Fotografin Bettina Flitner „Starke Frauen im Portrait“ zeigte. In diesem experimentellen Animationsfilm singt Maria Lassnig ihre Biografie, die mich immer schon brennend interessierte.
In New York fand auch meine erste bewusste und sehr beeindruckende Begegnung mit Maria Lassnig statt. Ich fuhr erwartungsfroh und mutig per Subway raus nach Queens. Das PS1 ist ein historisches Schulgebäude aus dem 19. Jahrhundert im Herzen von Long Island City, das in einen Ort für künstlerisches Experimentieren und Kreativität verwandelt und 2000 dem Museum of Modern Art – MoMA angegliedert wurde. WACK! Art and the Feminist Revolution. 120 Künstlerinnen aus den Vereinigten Staaten, Mittel- und Osteuropa, Lateinamerika, Asien, Kanada, Australien und Neuseeland mit Werken von 1965 bis 1980, ich erinnere mich noch genau an Lassnigs Filme. Am 9. März 2014 wird ebendort ihre aufsehenerregende Einzelausstellung eröffnet, bei der Vernissage war die Künstlerin nicht vor Ort. Sie starb am 6. Mai 2014, doch mit Genugtuung las sie noch die begeisterten Besprechungen in allen wichtigen Zeitungen New Yorks.
Zur großen Retrospektive in der Neuen Galerie im Joanneumsviertel in Graz reiste sie am 16. November 2012 tatsächlich noch an. Ich habe dieses Ereignis leider versäumt, doch etwas später diesen faszinierenden „Ort der Bilder“ aufgesucht und mich stundenlang in die Ausstellung vertieft. Eine schöne Überraschung hielt noch der Abschluss meiner kürzlichen Flussfahrt von Köln nach Passau bereit. So wie in jeder Stadt suchte ich das Museum Moderner Kunst und fand es im am besten erhaltenen Baudenkmal Passaus aus dem 12. Jahrhundert. Maria Lassnig – Die Sammlung Klewan. Die ausgestellten „Sesselselbstporträts“, die „Monster-Bilder“ aus den 1960er-Jahren und Arbeiten auf Papier aus den 1970er- bis 1990er-Jahren sind Leihgaben aus der Sammlung von Helmut Klewan, der 1981 in seiner Münchener Galerie die erste Lassnig-Ausstellung in Deutschland gezeigt hat. Er wird zitiert: „Man musste ihr jedes Bild abschwatzen. Ölbilder hat sie mir lieber in Kommission gegeben, als dass sie sie verkauft hätte. Das Bewusstsein, ein Bild nicht mehr zurückzubekommen, war für sie unerträglich. Zum Glück ist sie fast 95 geworden und hat ihren Weltruhm noch erlebt.“ Ich verspürte den Drang, die – noch nie gesehenen – Bilder und Zeichnungen festzuhalten, mit nach Hause nehmen zu wollen, hielt mich jedoch an das Fotografier-Verbot und wurde belohnt – mit dem umfassenden Katalog-Buch. Nicht nur dieses empfand ich als Geschenk, auch die Ausstellung war ein solches.
Wack! Art and the Feminist Revolution
Feb 17.02. – 12. 05. 2008, MoMA PS1 New York
Maria Lassnig. Der Ort der Bilder
17.11.2012 – 28.04.2013 Neue Galerie Johanneumsviertel, Graz
Europäerinnen. Starke Frauen im Portrait
26.05. – 27.10.2013, Frauenmuseum Hittisau
Maria Lassnig. Selbst als Kamera
22.03. – 14.04.2024, Künstlerhaus, Factory, Wien
Maria Lassnig. Die Sammlung Klewan
27.04. – 28.07.2024, Museum Moderner Kunst – Wörlen, Passau
Maria Lassnig. Körperkunst in Malerei und Film
23.11. 2024 – 31.03.2025, Magazin 4, Bregenz