Bach im Spiegel der Medizin

3. November 2008
21.03.2008 bis  09.11.2008
Bildteil

Die gerichtsmedizinische Rekonstruktion von Bachs Gesicht steht im Mittelpunkt einer neuen Sonderausstellung des Eisenacher Bach-Museums, die am 21. März 2008 beginnt. Bereits im Jahr 1894, im Anschluss an die Ausgrabung der Gebeine Bachs auf dem Leipziger Johannisfriedhof, wurde versucht, anhand der Schädelmaße das Gesicht Bachs zu rekonstruieren.

Der Leipziger Anatom Wilhelm His und der Bildhauer Carl Ludwig Seffner schufen damals nach ausführlichen Untersuchungen an sächsischen Männerleichen eine Bach-Büste, nach deren Vorbild schließlich das im Mai 1908 enthüllte Bachdenkmal vor der Leipziger Thomaskirche entstand. Es war die erste medizinische Gesichtsrekonstruktion überhaupt. Allerdings lehnten sich Büste und Denkmal seinerzeit stark an das bekannte Bach-Portrait Gottlob Haußmanns an, und im Schlussbericht hieß es gar: "Ein Händel hätte auch gut darüber gepasst".

Heute ist die anthropologische Forensik ein anerkannter Zweig der modernen Gerichtsmedizin. Das Bachhaus Eisenach hat sich deshalb mit dem gerichtsmedizinischen Centre for Anatomy & Human Identification der Universität Dundee (Schottland) verbunden, um im 100. Jahr nach der Einweihung des Leipziger Bachdenkmals erneut eine Rekonstruktion des Bachschen Anlitzes zu versuchen. Die Leitung des Projekts hat die Anthropologin Dr. Carline Wilkinson übernommen.

Möglich wird dies – da die Totenruhe Bachs nicht mehr gestört werden soll – durch einen von His und Seffner 1894 gefertigten bronzenen Schädelabguss, der sich mit weiteren Skizzen, Messungen und Fotografien aus dem Nachlass des Anatoms in der Sammlung des Bachhauses befindet. Das 1907 eröffnete Eisenacher Bachhaus ist das älteste Bach-Museum und steht im Eigentum der Leipziger Neuen Bachgesellschaft.

Weitere Schwerpunkte der Ausstellung "Bach im Spiegel der Medizin" bilden die Augenoperation Bachs durch den "fahrenden Ritter" John Taylor, an deren Folgen der Musiker und Komponist am 28. Juli 1750 verstarb, sowie die an Bachs Gebeinen festgestellte Organistenkrankheit, eine Verknöcherung der Sehnenansätze an Becken und Fersen, die vom frühen Spiel der Orgel herrührte. Objekte der Bachhaus-Sammlung wie die "Bach-Brille" und das "Gehirn" Bachs (ein Ausguss der Hirnschale, ebenfalls durch den Anatomen His gefertigt) sind in diesem Rahmen erstmals seit langem wieder ausgestellt.


Bach im Spiegel der Medizin
21. März bis 9. November 08

Bachhaus Eisenach
Frauenplan 21
D 99817 Eisenach

Öffnungszeiten:

Täglich 10 - 18 Uhr