Ausstellung "Jáchym Fleig. Besatz. Plastik und Interventionen in den Raum" im Kunstmuseum Singen
Jáchym Fleig (*1970), 2016 mit dem DEW 21 Kunstpreis und mit einer Ausstellung im Dortmunder U ausgezeichnet, arbeitet mit gängigen Baumaterialien wie Gips, Sand, Polyurethanschaum, Dämmplatten, Wabenkartons oder Styropor. Diese schichtet er auf und bildet diese zu plastischen Gebilden aus. Mit ihren porösen Oberflächen muten sie an wie Schwämme, Pilze, Ablagerungen, Zersetzungsprodukte, Wespennester oder Waben. Stalaktiten, wie in einer Tropfsteinhöhle, kommen hinzu.
Indem diese merkwürdigen Gebilde gewöhnliche Alltagsgegenstände – Büromöbel, Stühle, Regale – zu besiedeln, gar zu verschlingen scheinen, wirken Fleigs bräunlich-graue Plastiken wie Schmarotzer, die ihren Wirt befallen haben. Und sie setzen sich an Wänden, Decken, Pfeilern und in Raumecken fest; halten ganze Räume besetzt. Etwas Bedrohliches, Unheimliches, aber auch Faszination liegt in der Luft. Dabei beziehen Fleigs Arbeiten "ihre Kraft aus der Stärke des Verbunds und aus der Masse. Sie siedeln immer in Kolonien" (Alexandra Orth). Klug bezieht der Bildhauer den Kontrast des musealen, reinen Ausstellungsraums in seine installativen Szenarien ein.
Der Besucher ist konfrontiert mit einer Art unkalkulierbarer Natur, die quer zum Sicherheitsbedürfnis moderner Gesellschaften steht und weiter wuchert. Die fremden Wesen versperren uns den Weg; die Stalaktiten hängen gefährlich nah über unseren Köpfen. Tatsächlich wandelt sich mit Fleigs Inventionen die Wahrnehmung des Raums und der Dinge. Die unmittelbare Präsenz und individuelle Ästhetik der Arbeiten vermögen es den Betrachter unmittelbar in ihren Bann zu ziehen, ja geradezu gefangen zu nehmen.
14. April bis 1. Juli 2018
Eröffnung: Fr 13. April 18, 19:30 Uhr