The Attack of the 50 Foot Woman

11. September 2007
Bildteil

Man kann den Film »The Attack of the Fifty-Foot Woman« einfach als Fantasy-Film interpretieren. Dieses Filmgenre wimmelt nur so von Monsterspinnen, Riesengorillas, gigantischen Dinosauriern, groß gewachsenen Unsichtbaren und überdimensionalen Weltraumschiffen. Eine 20 Meter große Frau passt genau in diese Tradition. Unter diesem Aspekt ist das Geschlecht der Hauptfigur nebensächlich, was das Verständnis des Films betrifft, geht es doch nur um eskapistische Unterhaltung.

Eine weitere Lesart stellt den Film in die Tradition der Freak-Filme – von Dracula über Frankensteins Monster bis zum Biest aus "Die Schöne und das Biest". Eine überlebensgroße Frau ist in diesem Kontext eben auch ein Freak. Die Geschichte des Freaks ist wesenhaft eine der visuellen Ausbeutung. Oder, um es anders zu formulieren, es ist die Tatsache visueller Ausbeutung, die die Basis für die Geschichte des Freaks bildet; diese bleibt ohne jene unverständlich. Selbstredend werden in gewissem Maße alle sozialen "Monster" über vermutlich unhinterfragbare Markierungen visueller Differenzen definiert oder entworfen: Verbildlichung ist ein besonders wirkungsvolles Werkzeug in Entfremdungsprozessen. Speziell rassische und sexuelle Unterschiede sind fundamental für "Freak-Shows"; oft genug in einem Ausmaß, dass diese Unterschiede allein ausreichen können, den Freak zu konstituieren. Visuelle Ausbeutung, soviel scheint sicher, ist grundlegend für den Prozess, Monster zu konstruieren.

Des Weiteren lässt sich der Film im Rahmen der sozial reaktionären
Hollywood-Filme der 1950er interpretieren. Die Dragon-Ladies-Filme erlebten im letzten Fünftel des 20. Jahrhunderts ein Revival mit zeittypisch gentechnisch veränderten Monsterweibern. Insbesondere die Filme, sowohl der 1950er als auch spätere, enthüllen die Furcht und die Faszination dieser Zeit für die Gestalt der ungebundenen, unkontrollierbaren Frau: der Frau, die von ihren eigenen Begehrnissen und Absichten getrieben wird und die damit tradierte Autoritätsstrukturen in Gefahr bringt und die, in einer leicht durchschaubaren Selbstvergewisserung männlicher Potenz, im Finale vieler dieser Filme von den "Helden" aufgespießt wird. Umgekehrt legt diese Fixierung auf die matriarchale Bedrohung nahe, dass Fantasy-Filme einen Projektionsraum zur Verfügung stellten, in dem weit verbreitete Ängste vor den Wandlungen der traditionellen Geschlechterrollen, Familienkonstellationen und sexuellen Machtverhältnisse zugleich dramatisiert und kanalisiert werden konnten.

Wolkenkratzer beben!
Kleine Männer quiecken!
Menschen rennen in Panik!
Sehen sie Busen Blusen sprengen!
Früher war sie eine Maus
jetzt ist sie grösser als ein Haus!


The Attack of the 50 Foot Woman
Eine Führung durch das unerhörte Remake des 1950er-Jahre Kultklassikers
eine Miki Malör Produktion
Regie: Yosi Wanunu
Performance: Miki Malör, Oleg Soulimenko, Cezary Tomaszewski
in englischer Sprache

Termine:
11. bis 22. September 2007, 20.30 Uhr
täglich außer Sonntag/Montag

KosmosTheater
Siebensterngasse 42
A 1070 Wien
T 0043 (0)1 523 12 26