Atlas ohne Vermerk

Benedikt Hipp (*1977 in München) zeigt im Rahmen seiner ersten institutionellen Einzelausstellung im Bielefelder Kunstverein neue figurative wie ungegenständliche Malereien und Papierarbeiten. Erstmals präsentiert der Künstler auch raumgreifende Skulpturen und großformatige Tafelbilder, die in ortsbezogene Szenarien eingebettet werden. Die Arbeiten von Benedikt Hipp sprechen von einer An- und Abwesenheit zugleich, wie sie dem Traum oder einem Moment der Kontemplation zu eigen ist. Seine Bildräume werden von Gegensätzlichkeiten belebt. Sie bewegen sich im Spannungsfeld von Gegenstand und Gegenstandslosigkeit, Fülle und Leere, Figuration und Abstraktion.

Hipps künstlerische Arbeit kann zuerst als eine Auseinandersetzung mit der Tradition der Malerei, den Möglichkeiten des gemalten Bildes und seiner aktuellen Bedeutung verstanden werden. Was wir in den Malereien, Aquarellen und Zeichnungen entdecken, erscheint verständlich. Sichtbar werden einzelne Personen, geometrische Figuren, Gegenstände und Architekturen. Erst auf den zweiten Blick wird deutlich, dass diese Bildelemente durch die Art der Inszenierung auf Distanz zur Wirklichkeit gehen. Auf dunklem Grund in Licht und Szene gesetzt, wirken die Motive der realen Welt entrückt. Dies ist kein Zufall, sondern Teil der künstlerischen Strategie. Hipps Bilder zitieren das Ornament, ohne dessen erzählerisches Potential in der reinen Dekoration aufzulösen. Sie skizzieren Porträts, zeigen allerdings nicht deren individuellen Ausdruck. Hipp entwickelt Orte, die sich im Nichts auflösen.

Mit dieser Vorgehensweise erzeugt er ein ambivalentes Gefühl von Vertrautheit und Leere zugleich. Seine Werke verbindet eine Auseinandersetzung mit dem Ursprung des Kunstwerks im Kult. Damit ist auch ein Wiederaufgreifen der Erforschung von Objekt und Aura verbunden. Hipp geht es um nichts weniger, als dem Wesen der Welt und damit dem Nichtdarstellbaren nachzuspüren. Der Künstler baut imaginäre Bühnen, die in den Ausstellungsraum erweitert werden und den Betrachter als Kontrapunkt der Inszenierung einbeziehen.

Benedikt Hipp lebt und arbeitet in München. Er studierte Malerei an den Kunsthochschulen in Nürnberg und Bologna sowie an der Akademie der Bildenden Künste München. Im Jahr 2007 beendete er sein Studium bei Prof. Sean Scully. Hipp erhielt für seine Arbeit bereits zahlreiche Stipendien und Preise. Im letzten Jahr war er mit Einzelausstellungen in der Sammlung der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main, der Sammlung Schürmann Berlin und mit einem Art Statement der Galerie Iris Kadel auf der Art Basel zu sehen. Zudem wurden seine Werke in den Gruppenausstellungen "ölmachtgeld" (Kunstarkaden, München, 2008), "Legend" (Departmental Domain Chamarande, Frankreich, 2008) und "Do you have expectations?" (wartesaal, Zürich, 2008) gezeigt.


Benedikt Hipp - Atlas ohne Vermerk

8. Mai bis 18. Juli 2010