Die große Werkschau von Ashley Hans Scheirl im Belvedere 21 spannt einen Bogen von den 1970er-Jahren bis in die Gegenwart und zeigt neue, speziell für die Ausstellung produzierte Arbeiten.
Seit den späten 1970er-Jahren hat Ashley Hans Scheirl ein bemerkenswert diverses Œuvre entwickelt. Mit ihren meist auf Super 8 gedrehten Filmen gehört die heute international renommierte Künstlerin zu den Pionierinnen einer queer-feministischen und transgender Gegenkultur. Scheirls zwanzigjährige Film-, Performance- und Soundpraxis kulminierte in den beiden experimentellen Spielfilmen „Rote Ohren fetzen durch Asche aka Flaming Ears” (1992) und „Dandy Dust” (1998).
In den 1990er-Jahren rückte die Malerei ins Zentrum. In Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte und unter Einbeziehung unterschiedlicher Genres wird nun die Frage nach der Identität malerisch untersucht. Dabei trifft Abstrakt-Expressivismus auf Fotorealismus, dunkle Romantik auf Pop-Art, Bad Painting auf Surrealismus. Wichtige Referenzen sind der Splatterfilm, der Wiener Aktionismus, Donna Haraway und die literarische Pornografie Georges Batailles.
Scheirls Arbeit ist eine Satire auf das inzwischen surreal anmutende neoliberale Wirtschaftssystem, die mit bissigem Humor auch die soziale Konstruktion von Gender, Sexualität und Macht thematisiert.
Ashley Hans Scheirl (geb. 1956 in Salzburg als Angela Scheirl) studierte Restaurierung an der Akademie der bildenden Künste Wien. Von 1978 bis 1986 beteiligte sie sich an den performativen Musikexperimenten der Gruppen 8 oder 9 und Ungünstige Vorzeichen. Von 1979 bis 1996 entstanden mehr als fünfzig Super-8-Kurzfilme (davon 22 gemeinsam mit Ursula Pürrer in den Jahren 1984/85). Scheirl lebte 16 Jahre in London, wo er/sie Teil einer Szene von Queer- und Transgender-Künstler:innen wurde. 1981/82 lebte Scheirl in New York und arbeitete für Arleen Schloss’ wöchentlichen Kunst- und Performanceabend „Wednesdays @ A’s”. 2003 schloss er ein Postgraduiertenstudium der Bildenden Kunst (M. A.) am Central Saint Martins College of Art & Design in London ab. Nach Scheirls Rückkehr nach Wien im Jahr 2005 erhielt er/sie 2006 das Österreichische Staatsstipendium für Bildende Kunst, 2012 den Kunstpreis der Stadt Wien und 2019 den Österreichischen Preis für Bildende Kunst des Bundeskanzleramts. Von 2006 bis 2022 war Scheirl Professor:in für Kontextuelle Malerei an der Akademie der bildenden Künste Wien; seit 2022 ist er:sie dort Seniorprofessor:in für Gender & Space. 2017 nahm Ashley Hans Scheirl mit installativen Malereien und Videoarbeiten an der documenta 14 in Athen und Kassel teil. 2018/19 war er Artist in Residence des DAAD in Berlin. 2022 vertrat Ashley Hans Scheirl gemeinsam mit Jakob Lena Knebl Österreich auf der Biennale von Venedig. Weitere große Ausstellungen mit Jakob Lena Knebl fanden unter anderem bei der Lyon Biennale (2020), im Kunsthaus Bregenz (2021), im Palais de Tokyo in Paris (2023) sowie in der Sammlung Falckenberg/Deichtorhallen in Hamburg (2024) statt.
Ashley Hans Scheirl
19. September 2025 bis 18. Januar 2026