Vom 13. bis 15. Juli geht in Dornbirn zum nunmehr 12. Male die Sommerkunstmesse "Art Bodensee" über die Bühne. Im Gespräch mit Kultur-Online (KO) spricht die Messeverantwortliche Isabella Marte über die Bemühungen, die unternommen wurden und werden, um dieser überregionalen Veranstaltung neue Impulse und neue Qualitäten einzuhauchen. Das Interview führte Karlheinz Pichler.
KO:
In der letztjährigen Medienaussendung zur 11. Art Bodensee hiess es, dass 50 Galerien mit dabei seien. In der entsprechenden Mitteilung zur diesjährigen 12. Ausgabe der Messe steht sinngemäss, dass es mit 40 partizipierenden Galerien mehr Aussteller als letztes Jahr habe. Da hat sich doch irgendwie ein Rechenfehler eingeschlichen, oder wie soll man dies konkret auffassen?
Isabella Marte:
Wir haben letztes Jahr im Vorfeld von "rund 50 Ausstellern" gesprochen, weil diese Zahl immer eine Zielsetzung war und ist - auch in der Vergangenheit wurde diese Zahl quantitativ nicht oft erreicht - was uns aber aufgrund unserer Auswahlkriterien hinsichtlich Qualität nicht gelungen ist. Wir hatten 27 Galerien, dieses Jahr sind es deutlich mehr, allerdings noch nicht 50, da ich "gute" Galerien haben möchte, und viele noch abwarten, wie sich die Messe entwickelt, was die Sache nicht unbedingt erleichtert…. Ich bin aber durchaus zufrieden mit dem diesjährigen Angebot.
KO:
Die diesjährige Art Bodensee findet um gut zwei Wochen früher statt, als all die vorangegangenen. Hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass der Hochsommer doch nicht so ideal als Termin für so eine Veranstaltung ist? Was erwarten Sie sich konkret von der Vorverlegung?
Isabella Marte:
Die Ferienzeit ist in vielerlei Hinsicht für unsere Messe ideal, da wir damit eine Nische belegen, und nicht in Terminkollisionen geraten mit den großen Leitmessen, die naturgemäß von allen wichtigen Kunstsammlern besucht werden. Mit der Sommer-Kunstmesse "Art Bodensee" möchten wir die Vorzüge der Region als Urlaubsdestination nutzen, und Kunstsammlern hochqualitative und vielfältige Kunst in einem entspannten Ambiente anbieten. Deshalb auch unsere Vernetzung mit den großen Kunsthäusern und den Tourismusagenturen im Bodenseegebiet und Bregenzerwald. Die Verschiebung nach vorne hat mehr organisatorische als inhaltliche Gründe.
KO:
Die nun bald startende 12. Art Bodensee ist die erste Ausgabe dieser Kunstmesse, die voll in Ihren Verantwortungsbereich fällt. Sie sind vergangenes Jahr mit dem hehren Ziel angetreten, mehr Qualität in dieses Schaufenster der Kunst zu bringen. Ist diese Vorgabe gelungen? Was hat sich gegenüber früherern Ausgaben dieses Formates geändert? Wo kann man Ihre persönliche Handschrift wahrnehmen?
Isabella Marte:
Auch die relativ kleine "Art Bodensee" ist eine über viele Jahre gewachsene Struktur. Es geht jetzt um eine Weiterentwicklung, die ein paar Jahre dauern wird – wobei die Richtung in diesem Jahr schon deutlich sichtbar wird. Wir setzen ja einerseits auf Kontinuität, indem wir die besten Galerien der Bodenseeregion weiterhin hier versammeln wollen, mit einem starken Bekenntnis zur Regionalität. Wir tragen aber auch dem traditionell hohen Qualitätsanspruch der hiesigen Kunstsammler Rechnung, indem wir als Erweiterung des regionalen Angebots auch internationaler ausgerichtete Galerien gewinnen möchten. Das ist mir für die 12. Ausgabe der "Art Bodensee" auch gelungen. Einige unserer neuen Aussteller sind auf der Art Basel, Solo Show und Volta Basel, oder der Art Cologne und Viennafair präsent, und sehen am Messestandort Dornbirn, der inmitten einer der kaufkräftigsten Regionen Europas liegt, interessantes und ausbaufähiges Verkaufspotenzial.
KO:
In der Vergangenheit musste sich die Art Bodensee mitunter den Vorwurf gefallen lassen, dass etliche der Galerien nicht zur ersten Garnitur zählten und ständig mit dem gleichen Programm und Material aufwarteten. Wenn ich Ihre obigen Aussagen richtig interpretiere, wurde diesbezüglich nun eine "Bereinigung" durchgeführt?
Isabella Marte:
Über die Zulassung der Galerien zur Messe entscheidet der Messebeirat, der in diesem Jahr um zwei neue Mitglieder erweitert wurde, und der mit großem persönlichem Engagement an der Weiterentwicklung der Messe mitgearbeitet hat. Gute Netzwerke sind gerade für eine Kunstmesse enorm wichtig. Ich bin froh über die breite Unterstützung der regionalen Institutionen und Galerien, und freue mich auch sehr, dass ich auch Schritt für Schritt auf mein Netzwerk in Wien zurückgreifen kann, das ich in den letzten knapp 20 Jahren dort aufgebaut habe.
KO:
Die Halle 14 konnte im vergangenen Jahr nur zum Teil gefüllt werden. Der leergebliebene Raum sorgte für Irritation. Wird es heuer gelingen, die Halle 14 durchgängig mit Kunst respektiven Ausstellern zu bespielen?
Isabella Marte:
In der Halle 14 sind in diesem Jahr ausschließlich Galerien mit Schwerpunkt zeitgenössische und installative Kunst vertreten, größtenteils mit internationaler Ausrichtung. Für die Gestaltung der Halle habe ich mir eine ganz neue Variante ausgedacht, eine experimentelle Form, die denke ich beim Publikum sehr gut ankommen wird. Die Galeristen jedenfalls sind begeistert.
KO:
Die Hallen 13 und 14 umschliessen einen beachtlichen Innenhof. Manchesmal ist dieser Bereich im Rahmen der Art Bodensee für Skulpturenpräsentationen genutzt worden. Ist daran gedacht, diesen Bereich in irgendeiner Form wieder zu beleben und mit einzubeziehen oder wird er brach liegen bleiben?
Isabella Marte:
Der Hof bietet sich natürlich als zusätzliche Spielfläche an, war aber für die diesjährige Messe noch kein Thema. Erste Priorität lag und liegt in der Gestaltung und Verbesserung des Ausstellerprogramms der Hallen 13 und 14.
KO:
Kunstvermittlungsprogramme haben neben den didaktischen und wissensfördernden Aspekten auch das Potenzial, verkaufsfördernd zu wirken. Was hat die Art Bodensee diesbezüglich heuer im Köcher?
Isabella Marte:
Neben den drei gratis-Führungen an jedem der Ausstellungstage bieten wir regionale Kulturführungen in Kooperation mit der Tourismusagentur Jungmann. Am Samstag Nachmittag sind Künstlergespräche geplant, die von Ingrid Adamer gestaltet werden – Details sind noch in Vorbereitung. Sehr begeisterten Anklang findet auch jedes Jahr das Vermittlungsprogramm für Kinder mit der Künstlerin May-Britt Chromy.
KO:
Welche Highlights können Sie den Art-Bodensee-BesucherInnen in diesem Jahr besonders ans Herz legen?
Isabella Marte:
Neben den oben genannten Galerien-Highlights wird heuer die Eröffnung mit einer Performance mit der Künstlerin Bella Angora und Winfried Nussbaummüller vom Kunsthaus Bregenz ein erstes Programm-Highlight darstellen, im Anschluss daran wird das "Emotionsdepot" des Künstlers Roland Adlassnig mit einigen kleinen kulinarischen Interventionen aus Eigenproduktion aufwarten, musikalisch untermalt wird die Eröffnung von "Jacques et les fatalistes".
KO:
Zum Abschluss des zweiten Messetags steigt eine Party am Bodensee: Unter dem Titel "Loveboat – Art Bodensee, Tanz Baby! und Bella Angora stechen in See" können Kunst- und Musikbegeisterte mit unseren Galeristen und Künstlern bis 2 Uhr früh an Bord eines Schiffes feiern, Tickets sind naturgemäß limitiert.
Isabella Marte:
Und last, but schon gar nicht least, gibt es auch dieses Jahr wieder einen "Rookie of Art Bodensee", gefördert vom Land Vorarlberg, kuratiert vom Künstler Harald Gfader. Der aus Dornbirn stammende und in Wien lebende Künstler Peter Wehinger wird in der neu gestalteten Halle 14 in einer Messekoje einige seiner aktuellsten Arbeiten zeigen, darunter Zeichnungen der Serie "Pin Up", sowie die Installation "8850m vertikal".