Arm und Reich

Das Dom Museum Wien widmet der immer größer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich eine epochenübergreifende Ausstellung. Dabei soll die Möglichkeit genutzt werden, mittels Kunst Unsichtbares sichtbar zu machen.

Die Arbeitslosigkeit ist weltweit enorm gestiegen. Staatliche wie kirchliche Institutionen verzeichnen einen Ansturm bei Beratungen zur Wohnsicherung, Notschlafstellen werden überrannt.

Die Bandbreite erstreckt sich von fotografischen Arbeiten, die von Armut Betroffene und deren alltägliches Leid genauso festhalten wie das Luxusleben von Superreichen, bis zu sozialkritischen politischen Text-Bild-Kombinationen, welche die ökonomischen und politischen Systeme anklagen, die Armut und Ungleichheit hervorrufen. Eine herausragende Rolle nehmen Projekte ein, mit denen Künstlerinnen und Künstler ihren traditionellen Kontext verlassen und in das realpolitische Geschehen eingreifen, um unmittelbar zu helfen und etwa im Stadtraum auf Missstände hinzuweisen.

Die Projekte machen es von Armut Betroffenen möglich, ihre Geschichte zu erzählen. So arbeitete die Otto-Mauer-Preisträgerin Isa Rosenberger über mehrere Monate hinweg mit Margaret C., Martina B. und Wilma V. – drei Frauen, die selbst von Obdachlosigkeit bedroht waren bzw. sind und in einer Einrichtung der Vinzirast wohnen – zusammen. Eine eigens für die Ausstellung vor Ort von drei Mitgliedern des mittlerweile international bekannten Kollektivs Projeto Morrinho entwickelte dreidimensionale Miniaturfavela (die im öffentlich zugänglichen Zwettlerhof, Stephansplatz 6, im Zeitraum zwischen 6.-14. Oktober 2021 gebaut wird) ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.

Durch die offene ästhetische Struktur der einzelnen Kunstwerke, aber auch durch die nichtlineare, mit Gegenüberstellungen arbeitende Ausstellungsgestaltung können in "arm & reich" Fragen zur ökonomischen Ungleichheit und deren Ursachen kritisch aufgeworfen werden, ohne voreilige Antworten geben zu müssen.

Die Gegenüberstellung ist dem Thema jedenfalls inhärent: Armut und Reichtum werden in der Ausstallung als stets relativ zueinander behandelt, um eine nuancierte Auseinandersetzung, fernab von stereotypischen Schubladisierungen zu ermöglichen.

arm & reich
Kuratorin: Johanna Schwanberg
5. November 2021 bis 28. August 2022