Argentinien - Tradition und Vision

Die Republik Argentinien feiert 2010 ihr 200-jähriges Bestehen. Seit der Unabhängigkeit Argentiniens bewegt sich das Land im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, bestimmt vom wechselvollen Kampf um demokratische, ökonomische und kulturelle Selbstbestimmung in Auseinandersetzung mit Europa und der Geschichte des Kontinents. Die Ausstellungen "Tradición Argentina" und "Visión Argentina" verfolgt das Anliegen der Buchmesse, dem deutschen Publikum einen Einblick in die Kunst und das kulturelle Erbe Argentiniens, in Architektur und Design sowie Gesellschaft und Literatur zu gewähren.

Die Doppelausstellung auf 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche beleuchtet argentinisches Kunsthandwerk und Design von der Vergangenheit über die Gegenwart bis in die Zukunft und spannt damit einen Bogen zum deutschen Kunsthandwerk und Design, das Teil der Frankfurter Dauerausstellung ist.

Mit "Tradición Argentina" erhalten die Besucher einen Einblick in die Jahrtausende alte Tradition der Silberverarbeitung. Das Silber (lat. Argentum) gab dem Land einst seinen Namen und verweist darauf, welche Schätze die spanischen Eroberer dort zu finden hofften. Dass sich die Silbervorkommen in den Nachbarländern Bolivien und Peru befanden, war ihnen nicht bekannt. Dennoch ist die argentinische Geschichte eng mit dem Silber verbunden, denn die Silberverarbeitung prägt die Handwerkskunst des Landes bis heute.

Kunstwerke von präkolumbianischer Zeit bis in unsere Tage zeugen von der hohen technischen und ästhetischen Qualität eines Handwerks, das bis heute noch von Generation zu Generation weiter vermittelt wird. Schmuck, Haus- und Kirchengerät bilden auch in Europa das Hauptbetätigungsfeld der Gold- und Silberschmiede. Ein spezifisch argentinischer Auftraggeberzweig war und ist die existenziell wichtige Viehwirtschaft. Gauchos und Estanzeros bestellten sich kostbares Zaumzeug sowie prunkvolle Stichwaffen und Gürtel.

Silberschmiedewerkstätten existieren deshalb bis heute nicht nur in den Metropolen, sondern auch in ländlichen Gemeinden. Auch der landestypische Genuss von Matetee spiegelt sich in der argentinischen Silberschmiedetradition wider, denn früher wie heute werden Trinkgefäße und –röhrchen kunstvoll in Silber gefertigt.

Der zweite Teil der Ausstellung "Visión Argentina – Argentinisches Produktdesign" zeigt, dass Argentinien keineswegs in der eben beschriebenen Tradition verharrt. Die von der Vergangenheit bis in die Gegenwart fortgeführte Matetradition bildet das Bindeglied zwischen dem historischen und dem zeitgenössisch orientierten Ausstellungsschwerpunkt. In letzterem spielen die Designer mit der vorgegebenen Becherform unter dem Einsatz zeitgemäßer Materialien. In der Tradition der Gauchoschemel steht die Produktion von Hockern. Darüber hinaus sind die argentinischen Designer vor allem in den Sparten Leuchtmittel-, Spiele-, Wohnaccessoires- und Schreibgerätedesign aktiv.

Die beiden Ausstellungen bieten höchst interessante Einblicke in die angewandte Kunst Argentiniens und erweitern die Kenntnisse zur Kultur eines Landes, dessen berühmte Literatur im Zentrum der Frankfurter Buchmesse steht.

Tradición Argentina
Argentinische Silberschmiedekunst von präkolumbianischer Zeit bis heute
30. September bis 28. November 2010

Visión Argentina
Argentinisches Produktdesign
30. September 2010 bis 30. Januar 2011