Ansichten XXIV - "connected"

Die Ausstellung "connected" vereint im Quadrart in Dornbirn aktuelle Werke von vier Kunstschaffenden, die ihre Wurzeln in Vorarlberg haben, mit ihrer künstlerischen Arbeit, aber weit über die Landesgrenzen hinauswirken. Trotz unterschiedlicher Herangehensweisen sowie teilweise differenten Material- und Formensprachen eröffnen sich in der Schau subtile und spannende Verbindungen.

Thomas Bohle (*1958 in Dornbirn, lebt und arbeitet ebendort.)
Nach einer Ausbildung zum Krankenpfleger absolvierte Thomas Bohle 1987 eine Lehre zum Keramiker. Eine Studienreise nach Japan brachte Inspiration, Ausstellungen in Tokio und Shanghai legten im Jahr 2004 den Grundstein für seine künstlerische Laufbahn. Internationale Anerkennung durch Auszeichnungen und durch die Vertretung und Präsentation der Arbeiten in London.

Thomas Bohle hat eine eigene Formensprache entwickelt. Seine ersten doppelwandigen Objekte, die heute typisch für ihn sind, entstanden in Auseinandersetzung mit alten, bäuerlichen Gugelhupf-Formen. Thomas Bohle liebt sein Material, er dreht die Stücke auf dem Kopf stehend in einem meditativen Akt und legt dabei Wert auf eine schlichte Formensprache. Aus einem Stück Ton gedreht, sind die dünnwandigen und leichten Objekte nur scheinbar massiv. Thomas Bohle denkt bei seinen Keramiken an Behausungen, er sieht sie manchmal mehr als Modelle für Gebäude, als Architekturen, die er betreten und körperlich spüren möchte, denn als Gefäße. Neben den Keramiken entstehen in jüngster Zeit auch Röntgenbilder, auf denen die spannenden Innenräume der plastischen Arbeiten zu sehen sind.

Karl-Heinz Ströhle (*1957 in Bregenz, lebt und arbeitet in Wien.)
Karl-Heinz Ströhle studierte am Mozarteum in Salzburg sowie an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien bei Bazon Brock. Nach Lehrtätigkeiten in Salzburg unterrichtet er seit 2005 als Dozent die Klasse "Kunst und kommunikative Praxis" an der Universität für angewandte Kunst Wien. Karl-Heinz Ströhle realisierte zahlreiche Projekte im öffentlichen Raum, er wurde mit Kunstpreisen ausgezeichnet und verbrachte Stipendienaufenthalte in Paris und Tokio. Seine Werke waren bereits in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen zu sehen.

Karl-Heinz Ströhle ist ein multimedial arbeitender Künstler. Die Ausstellung vermittelt einen vielfältigen Einblick in sein Werk. Ob Video, Malerei, Fotografie oder Objekte, die jeweils verwendeten Materialien sind für den Künstler gleichwertig. Seine Formensprache ist die der aformativen Prozesse: Formen, einmal in Bewegung versetzt, kommen wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurück, im Unterschied zur Deformation, die auf Dauer bleibt.

Christoph & Markus Getzner
Christoph Getzner (*1960 in Feldkirch, lebt und arbeitet in Wien.) Er absolvierte die Meisterklasse für Holz und Steinbildhauerei in Graz und begann als Steinrestaurator in Wien zu arbeiten, seit 1988 Mitglied der Dombauhütte zu St. Stephan in Wien.
Markus Getzner (*1965 in Bregenz, lebt und arbeitet in Le Mont-Pèlerin/Schweiz, Arbeitsaufenthalte in Wien.) Der Künstler studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Arnulf Rainer und bei Bruno Gironcoli und lebt als Mönch im buddhistischen Kloster Rabten Choeling am Genfersee.

Christoph und Markus Getzner arbeiten mit Wegwerfprodukten und recycelbaren Materialien wie Papier und Holz. In ihren rätselhaften und häufig auf Gegensätzen aufgebauten Arbeiten verschmelzen Zeichnung, Architektur und Bildhauerei. Die Idee des Kreislaufs spielt eine wichtige Rolle. Thematisch kreisen die Bild- und Formfindungen um substanzielle Fragen unseres Daseins, um das Leben, dass ständig im Fluss ist und sich verändert, und um die Vergänglichkeit.

Christoph Getzner sieht sich an seinem Arbeitsplatz als Restaurator in der Dombauhütte zu St. Stephan in Wien mit der Vergänglichkeit des Bauwerks und mit Leben und Tod konfrontiert. Sein berufliches Wirkungsfeld bietet zahlreiche Inspirationen für die künstlerische Arbeit im Atelier zu Hause. Markus Getzner, der als Mönch in einem buddhistischen Kloster am Genfersee lebt, ist davon überzeugt, dass das Bewusstsein der Unbeständigkeit unsere Wertigkeiten verschieben kann. Beide Künstler arbeiten in intensiven Phasen gemeinsam in Wien, dazwischen konzipiert, zeichnet und malt der eine in der Schweiz, während der andere dreidimensional mit Materialien und Formen in Wien gestaltet. Für die Ausstellung im Quadrart konzipieren Christoph & Markus Getzner eine auf den Kellerraum des Ausstellungsorts bezogene Installation, die sich mit Wurzeln und Verbindungen auseinandersetzt. Ingrid Adamer


Ansichten XXIV - "connected"
8. November 2015 bis 28. Februar 2016