Ansichten XXII: Inside / Outside

Die 22. Ausstellung der Reihe "Ansichten" im Quadrart Dornbirn folgt zunächst den Spielregeln, derer sich die Reihe seit 2009 bedient. Bei jeder Ausstellung wechselt einerseits der Kurator und zudem soll nur eine Arbeit aus der Sammlung Erhard Witzel gezeigt werden. Mit der beeindruckenden Arbeit "Wrapped Woman" aus dem Jahr 1968 von Christo und Jeanne Claude hat der Kurator Simeon Brugger aus Innsbruck das Thema und den Titel "Inside / Outside" von Ansichten XXII bereits weitestgehend umschrieben. Das Künstlerpaar Christo und Jeanne Claude erforscht auch hier wie bei all ihren Installationen die transformative Wirkung die Stoff und haptische Oberflächen haben, wenn sie um vertraute Gegenstände gewickelt werden.

Das Verbergen fordert den Betrachter heraus, obwohl das Objekt, das in durchsichtiges Polyethylen gewickelt ist, nur wenig der Fantasie überlässt. Trotz dieser Eindeutigkeit fördert es einige Aspekte explizit zutage, nämlich: Offenbarung gegeben durch Verbergen, Spiritualität und Mystik, Verschleiern bei gleichzeitigem Betonen der Figur. Die Aktion des "Verpackens" eines Frauenkörpers vor Publikum mag Vorstellungen von Misshandlung und Zwang wecken, aber auch – positiv betrachtet – die Vorstellung von Schutz und Hülle, einem Mantel vergleichbar. Weitere Aspekte sind "Konservierung", also Erhaltung sowie Fragen von Eigentums- und Besitzverhältnissen, schließlich die Erwartung an das Öffnen der Verpackung, das Entpacken oder Auspacken.

Ausgehend von diesem Verhüllungsobjekt von Christo und Jeanne-Claude aus der Sammlung Erhard Witzel zeigt die Ausstellung "Inside / Outside" unterschiedliche Künstlerpositionen der letzten Jahrzehnte sowie der Gegenwart. Die Hülle bildet bei den Arbeiten der ausgewählten Künstlern das Innen und das Außen, es versteckt oder es hebt etwas hervor. Die gezeigten Werke nehmen das Thema auf unterschiedlichste Weise auf. Sei es ein abstraktes, immaterielles Außen wie bei den "Mailed Paintings" von Karin Sander oder beim Werk von Heinz Gappmayr. Ebenso lässt sich bei den Arbeiten von Willi Kopf das Innere nur durch das Äußere erahnen und zeigt sich nie zur Gänze.

Auch stellt sich vielleicht die Frage was oder wer ist Innen und wer ist Außen. Wendet man den abstrakten Titel der Ausstellung nicht auf ein Objekt, sondern auf geographische oder politische Grenzen an, ergeben sich neue Betrachtungsweisen. Die "Gelben Bilder" von Joseph Beuys zeigen die konzeptionelle Auseinandersetzung der Grenze der BRD und der ehemaligen DDR und deren Überschreitung. Den Konflikt von Warentausch und Abgrenzung. Ebenso zeigt Riiko Sakkinen mit seiner Arbeit "My favorite cocktails" die Verschränkung von Alltagsware und einem Molotov Cocktail, ein Symbol des Widerstandes. In jener Konsumwelt in der wir leben, preisen sich die Produkte immer durch das Äußere an. Das Innere wird zweitrangig. Bei den Arbeiten von Jani Leinonen verschwindet das Innere und die Verpackung bleibt, hat aber auch ihre Intention und Aussage geändert.

KünstlerInnen: Joseph Beuys, Christo, Egs, Heinz Gappmayr, Manuel Gorkiewicz, Richard Hoeck/John Miller, Martin Kippenberger, Willi Kopf, Jani Leinonen, Jens-Ole Remmers, Riiko Sakkinen, Karin Sander, Rainer Splitt, Heimo Zobernig


Ansichten XXII: Inside / Outside
17. Mai bis 3. August 2015